Jürgen Klauke
Was geht in uns vor, wenn wir, die Betrachter, die Voyeure, selber mit der Inbrunst betrachtet werden, die wir Objekten unserer Betrachtung angedeihen lassen? Ein Lügner, der bestritte, daß er sich im Visier eines anderen nicht unbehaglich fühlt. Eine Fotosequenz von Jürgen Klauke aus dem umfangreichen Projekt »Very de Nada« mit dem Zwischentitel »spannend« nimmt sich der ungewöhnlichen Situation an. Auf fünf der in drei Reihen angeordneten fotografischen Bildern blickt uns ein Beobachter entgegen, bewaffnet mit einem Fernglas oder einer Kamera, als habe er nichts anderes im Sinn, als uns seinerseits einer Musterung zu unterziehen. Daß uns jemand ansieht – ist beileibe nicht das Provozierende, das sind wir durch das künstlerische Genre des Porträts nachgerade gewohnt. Sondern: daß sich ein Interesse ausschließlich darauf richtet, uns genauestens zu visitieren, deutlich gemacht durch den Gebrauch der verwendeten Sehprothesen, schafft die Irritation. Gesteigert wird diese noch durch die vier übrigen fotografischen Aufnahmen, die sich kreuzförmig um das Mittelbild gruppieren: Ein unveränderliches Motiv besteht in einem Mädchen, das sich eines Kleides oder einer Bluse entledigt und ihre nackten Oberschenkel enthüllt; ein prädestiniertes Objekt der männlichen Schaubegierde. Die sexuellen Attribute der Figur werden extra unterstrichen, denn sichtbar ist nur ein Teil des Mädchenkörpers, vor allen Dingen außer den nackten Oberschenkeln die Strümpfe, die Strapse, das Höschen und der Strumpfhalter. Das veränderliche Motiv der fotografischen Bilder besteht entweder aus zwei männlichen Gestalten, die betont auf die Erde schauen oder sich buchstäblich auflösen oder ihre ganze Aufmerksamkeit zwei sich drehenden Kreiseln widmen sowie einer einzigen Gestalt,…