Christian Kravagna
Junge Szene
Secession, Wien, 9.7. – 30.8.1998
Man schrieb gerade die letzten Tage der “Jungen Szene”, als die mobilcom das Handy für die 6-12-jährigen auf den (österreichischen) Markt schmiß, während in der Secession noch die Kunst der 24-34-jährigen als “jung” verkauft wurde. Hinkt der Kunstbetrieb also wieder einmal der technisch-ökonomischen Entwicklung weit hinterher? Welche Schlüsse wären daraus für die nächste “Junge Szene” zu ziehen? Oder werden Konsumenten doch einfach früher reif als Produzenten, und der Vergleich hinkt daher mehr als der Kunstbetrieb? “Kinder brauchen keine Handies, sondern die reale Gegenwart von Bezugspersonen”, warnen jedenfalls die Pädagogen, während Kinder, die sich bisher frei herumtreiben konnten, ihrer Sorge um allzeitige Kontrolle durch ihre Bezugspersonen Ausdruck verleihen. Die gnadenlosen Hersteller wiederum machen sich bestenfalls Sorgen um die Fortschritte der Konkurrenz. Aber worüber sorgt sich Wally Salner, wenn sie am Cover des “Junge Szene”-Katalogs, das sie gestaltet hat, von “Kinderarbeit” spricht? Im Alter der ausgestellten KünstlerInnen sind andere schließlich schon Filialleiter von Supermärkten, alternde Fußballer oder Jungmanagerinnen. Tatsächlich ist allerdings die Kunst (auch) ein bevorzugtes Feld des Nicht-erwachsen-werden-müssens, weshalb man wohl nicht umhin kommt, zwischen biologischem Alter und sozialem zu unterscheiden.
Worauf gerade der gegenwärtige Kunstbetrieb total abfährt, ist weniger die Jugend an sich als das Jugendliche, worunter man in erster Linie die (naive oder vorgebliche) Bewahrung von pubertären Lebensbildern über das “angemessene” Alter hinaus zu verstehen hat. Wer also sein “Bravo” oder “Mädchen” mit zwölf, dreizehn liest und diese Welt zum Fluchtpunkt seiner/ihrer Sehnsüchte macht, ist ein stinknormaler, konsumindustriell indoktrinierter Jugendlicher, wogegen diejenigen, die…