Michael Hübl
Julius Grünewald: Die Ahnen
Innenansichten
Kunsthalle Mannheim 27.1. – 2.3.2008
Die Kunsthalle Mannheim, die dem Maler Julius Grünewald dessen erste große monographische Ausstellung ausgerichtet hat, ist ein Museum des Aufbruchs in die Moderne und seiner Folgen. An seinen Beständen ist abzulesen, wie sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts neue Sehweisen und ästhetische Positionen formierten und welche Dynamik sich mit zunehmender Industrialisierung und Technisierung aus diesem Prozess entwickelte. Insbesondere unter ihrem Direktor Gustav Hartlaub, der 1923 die Leitung des Hauses übernahm, hielt die Institution Kurs auf das seinerzeit aktuelle Geschehen in der Kunst. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten führte zwar nach der Entlassung Hartlaubs und der radikalen Beseitigung missliebiger, als “entartet” diffamierter Werke zu großen Verlusten, die nie wieder vollständig wettzumachen waren. Gleichwohl verfügt die Kunsthalle Mannheim heute – nicht zuletzt dank der Akquisitionen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgten – über eine allemal bemerkenswerte Sammlung. Sie umfasst (teilweise als Dauerleihgaben) Plastiken wie “Der Buchmacher” (1893) von Menardo Rosso, der auf den Futurismus voraus deutet, oder “Der große Fisch” (1957), ein Bronzeobjekt von Constantin Brancusi, das durch den Glanz seiner polierten Oberfläche in die Immaterialität zu entwischen scheint. Und es gehören zu ihr Malereien wie “Piazza d’Italia Metafisica” (1921) von Giorgio de Chirico, Max Beckmanns “Ruhende Frau (Frau Welt)” aus dem Jahr 1940, Emil Noldes “Ferne Mädchen” (1947) oder frühere Arbeiten wie eine Straßenszene von Claude Monet (“Die Rue de la Bavolle in Honfleur”, 1864), ein Blumenstillleben von Vincent van Gogh (“Rosen und Sonnenblumen”, 1886), “Sommernacht am Oslofjord” (um…