Claudia Posca
Julio González – Plastik und Zeichnung
Kunsthalle Recklinghausen, 5.5. – 15.7.2001
Es ist gerade zwei Jahre her, da wartete die Kunsthalle Recklinghausen anlässlich der Ruhrfestspiele ’99 mit einer großen Henry Moore-Ausstellung auf.
Jetzt, 2001, und wiederum im Rahmen des Europäischen Festivals, präsentiert das engagierte Haus einen weiteren Augenschmaus der klassischen Moderne: Auf dem Programm steht der katalanische Eisenplastiker Julio Luis Jesús González-Pellicer (1876-1942), besser bekannt unter Julio González, dessen Name inzwischen, wenn auch verhalten, in einem Atemzug mit Pablo Picasso genannt wird.
Mit rund 80 Skulpturen und ebenso vielen Zeichnungen wird ein Bogen von seinen frühen Arbeiten um 1910 bis hin zu den Anfang der 40er Jahre entstandenen Kaktus-Menschen geschlagen.
Und das ist ein wahrlich spannungsreicher Bogen zwischen Tradition und Konstruktivismus, zwischen Abstraktion, Kubismus und Surrealismus, zwischen Figürlichkeit und einer auf Montage bzw. Collage beruhenden Eisenplastik, die ganz offensichtlich in der Avantgarde des 20. Jahrhunderts wurzelt, gleichwohl aber mit eigenen Setzungen daherkommt: poetisch, manchmal ein wenig preziös, oft engagiert, erzählerisch verträumt und bisweilen auch humorvoll, in jedem Fall aber stilistisch nicht eindeutig zu verorten.
So, dass Jörn Merkert als Verfasser des 249 Skulpturen umfassenden Werkverzeichnisses Julio González`, diesen als “Traditionalist der Avantgarde” bezeichnet hat, in dessen Herz Tradition und Moderne kongenial miteinander verschmelzen.
Das wohl auch hatte Pablo Picasso empfunden, als er 1928 auf den seit 1899/1900 in Paris lebenden Julio González zugegangen war, um von dem gelernten Goldschmied mit Auto-Schweißer-Kenntnissen das traditionelle Schweißerhandwerk zu erlernen.
Eine erste, heimliche Eisenarbeit hatte González schon 1918 auf den Firmenwerkbänken bei La Soudure autogène française gemacht, war aber bis…