Sigrid Feeser
Julije Knifer
»Neue Arbeiten 1991 – 1993«
Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, 29.4. – 12.6.1994
Die Einschätzung wäre jedenfalls nicht falsch: Julije Knifer ist der große Unbekannte der gegenwärtigen Kunstszene. Seine Malerei ist ein gutes Beispiel dafür, wie konsequente Arbeit, die zu in sich stimmigen Ergebnissen führt, nicht unbedingt mit einem größeren Bekanntheitsgrad belohnt wird. Auf Kunstmessen und in Galerien war Knifer für Kenner eigentlich immer präsent, seine internationalen Beteiligungen ergeben eine lange Liste. Große Museumsausstellungen hat es hierzulande bis heute nicht gegeben. Auch die zum Siebzigsten des Künstlers (geboren am 23. April 1924 im kroatischen Osijek) in der Galerie des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart eingerichtete Schau ist da nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Alle dort gezeigten Bilder sind zwischen 1991 und 1993 entstanden, stammen also aus der Zeit, die Knifer als Gast in der Villa Arson in Nizza verbrachte; dazu kommt als temporäre Installation die nach seinen Anweisungen von einem heimischen Maler ausgeführte “Stuttgarter Wandarbeit”.
Seit 35 Jahren beschäftigt Knifer sich ausschließlich mit dem Mäander-Motiv. Zugelassen im Glasperlenspiel sind Schwarz und Weiß, Horizontale und Vertikale. Damit “spielt” er das immergleiche Spiel von Figur und Grund, Fläche und Linie, Vorne und Hinten, Außen und Innen, Negativ und Positiv. In Stuttgart drängen sich drei Aspekte in den Vordergrund: erstens die unangefochtene Tragfähigkeit der einmal gewählten Figur; zweitens der Mangel an chronologisch beschreibbaren Konstanten; drittens die zunehmende Emotionalisierung der Ergebnisse.
Knifers Verhältnis zum Mäander erweist sich als durchaus ambivalent. Seine Bilder verhalten sich zu ihrem Motiv wie Variationen zu einem Thema,…