Heinz Schütz
Julije Knifer
Galerie Dany Keller, 8.5. – 23.6. 1990
Der Name Julije Knifer ist primär einem kleinen Kreis von Kennern zum Begriff geworden. Die breitere Kunstöffentlichkeit nimmt von ihm bisher kaum Notiz, auch wenn Bilder Knifers immer wieder im Rahmen internationaler Ausstellungen zu sehen sind. So beteiligt sich Julije Knifer etwa Anfang der sechsziger Jahre an Ausstellungen wie “Nove Tendencije”(Zagreb), “Art Abstrait Constructiv International” (Paris) und “Konstruktivisten” (Leverkusen), mehrfach zeigt er Arbeiten auf der Biennale von Sao Paulo, 1976 vertritt er Jugoslawien auf der Biennale von Venedig. Gemessen an dem im Westen inzwischen üblichen Standard allerdings ist die Zahl seiner Ausstellungen eher gering. Dementsprechend bewahrheitet sich an Knifer die These, daß die Omnipräsenz auf dem Parkett der Kunstbetriebsamkeit und die tatsächliche Bedeutung eines Künstlers nicht zwangsläufig koinzidieren.
Knifer gehört zu den Mitbegründern der sich 1959 in Zagreb etablierenden Gruppe “Gorgona”. Sie löste sich 1966 auf und umfaßte Maler, Bildhauer, Architekten und Kunstkritiker wie Basicevic, Horvat, Jevsovar, Kozaric, Mestrovic, Putar, Seder und Vanista. “Gorgona” stellte eine wichtige Station des avantgardistischen Aufbruchs in Jugoslawien dar und pflegte Kontakte unter anderem zu Fontana, Manzoni, Morellet, Rauschenberg und Roth. Da die Gruppe von der westlichen Kunstgeschichtsschreibung bisher weitgehend ignoriert wurde – eine Ausnahme ist etwa die Mönchengladbacher Gorgonaaustellung – bestätigt sich der Verdacht, daß sich die autonom gerierende Kunstrezeption durchaus von politischen Ideologemen leiten läßt. Noch vor wenigen Jahren galt es im Umgang mit “Ostkunst” das Vorurteil zu bestätigen, daß der Bereich jenseits der Ost-West- Grenze die kulturelle Diaspora sei und ein Land wie Jugoslawien…