PETER FUNKEN
Juliane Duda
“Kristalline Legendenbildung”
Galerie rekord, Berlin, 27.2. – 7.4.2004
In seiner Erzählung “Konzentrationsstadt” (1981) beschreibt der britische Autor J.G. Ballard (*1930) ein annähernd unendliches, technisch-städtisches Konglomerat, dem zu entfliehen für den Architekturstudenten Franz fast im Desaster endet. An den Rändern der Megalopolis gerät Franz in eine Zeitschleife, wie sich später herausstellt, und entgeht nur mit Mühe der Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Sein Fehler ist seine Unangepasstheit. Er bezweifelt die Unendlichkeit der urbanen Hölle “Konzentrationsstadt”, glaubt an einen freien Raum außerhalb der Stadt und an den Raumflug. Ballards Texte gehören zur literarischen Gattung der “Spekulativen Fiktion” und eine solche begegnet uns fast 25 Jahre später ebenfalls in den Bildern der Berliner Künstlerin Juliane Duda (*1967). Dudas Arbeiten sind fiktiv aber realistisch. Sie zeigen Gebäude und urbane Zonen als Orte eines merkwürdigen nowhere, im Zustand des Verfalls und in der Situation ihrer Aufgabe. Doch geht es der Künstlerin nicht um die Darstellung urbaner Depressionen oder um eine Kritik an den bestehenden Verhältnissen, vielmehr zeigt sie die Bestände vergangener Technik- und Lebensraumutopien in der Auflösung, als Formen überwundener ästhetischer und ideologischer Anmaßung und im Sinne einer Strategie des Überlebens. Durch Dudas Arbeiten wird begreiflich, dass Ruiniertes und Abgewirtschaftetes nicht zwangsläufig deprimierend sein muss, man kann auch damit spielen – und dies tut die Künstlerin, in dem sie Videobildmaterial einer computergraphischen Bearbeitung unterzieht, es verfremdet und inszeniert, farblich manipuliert, staucht und verzerrt.
Resultate solcher Bearbeitung sind llfochrome, die hinter einem Zentimeter Acrylglas präsentiert werden. In manchen Teilen folgen diese Fotoarbeiten der Aussage des…