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Ausstellungen: Bonn · von Alexander Braun · S. 284 - 285
Ausstellungen: Bonn , 2010

Alexander Braun
Julian Rosefeldt – American Night

Filminstallationen 2004 – 2009
Kunstmuseum Bonn, 12.11.2009 – 17.1.2010

American Night« ist die erste Überblicksausstellung über Julian Rosefeldts Film-Installationen in einem deutschen Museum und angesichts der internationalen Beachtung, die der 1965 in München geborene in Berlin lebende Künstler die letzten Jahre über erfahren hat, überfällig. Neben den älteren Arbeiten „The Soundmaker“ (aus der „Trilogy o f Failure“, 2004), „Lonley Planet“ (2006) und „The Ship of Fools“ (2007) wird die Ausstellung überstrahlt von der Premiere der „American Night“, die mit ihren fast 41 Minuten Laufzeit und fünf parallelen Film-Tableauxs in Ausstattung und Aufwand die bislang ambitionierteste Arbeit des 44-jährigen ist und maßgebliche vom Kunstmuseum mitfinanziert wurde. Eine Konstante in Rosefeldts Oeuvre ist das wiederkehrende Interesse an der allegorischen Demontage unserer Welt, der Blick auf die Zivilisation als eine Art Welttheater. In der »Trilogie des Scheiterns« ist es das vermeintlich Absurde unserer täglichen Abläufe, das vom Künstler als grausame göttliche Hypothek inszeniert wird, als gleichermaßen verzweifeltes Auf-der-Stelle-treten, aber auch als Identitätsstiftung.

Im vierteiligen „The Ship of Fools“ hinterfragt Rosefeldt die deutschen Nationalmythen von der dunklen Märchenromatik der Gebrüder Grimm über Casper David Friedrichs stoische Wandererfiguren bis hin zu Nationalsozialismus, Kommunismus (DDR) und wiedererstarkendem Neo-Nationalismus. Spätestens hier, bei einem vergleichsweise heiklen Thema, erweist sich Rosefeldts souveräner Umgang mit dem Filmbild und dessen Inszenierung im Museum als Gewinn. Der Künstler hat offensichtlich kein vorrangiges Interesse daran, den Betrachter mit der schieren Größe der (professionell auf 16-mm-Material gedrehten) Takes zu beeindrucken, verzichtet somit auf wandfüllende Projektionen und bescheidet sich mit ebenerdig im…



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