HANS-JÜRGEN HAFNER
Julian Opie
Neues Museum Nürnberg, 11.4. – 10.8.2003
Das Portrait von “Sam”, dem “schoolboy”, blickt zigfach von den Plakatwänden in der Stadt. Es zeigt in typischer Passbild-Pose, vor hellbraunem Hintergrund nur sparsam, flächig koloriert ein stark stilisiertes, beinahe schematisiertes Jungen-Gesicht. Mit der Post, und an die Einladungskarte zur Eröffnung gebunden, flattert “Christine, writer”, in vergleichbarer Manier d. h. beschränkt nur auf Wesentlichstes gestaltet, ins Haus. Beide, nun, Drucksachen werben für die Einzelausstellung des britischen Künstlers Julian Opie (Jg. 1958); allerdings sind sie, noch weit vor der ‘eigentlichen’ Installation in der Ausstellungshalle des Neuen Museums, zugleich Teil dieser Schau.
Sam wie Christine sind nämlich Elemente aus dem umfangreichen Bilder-Fundus (eine Art Reservoir vielfältiger Bildmotive und -themen) den Opie nun seit mehreren Jahren anhäuft und stetig weiterentwickelt und differenziert. Der Künstler hält sich dabei auf ikonografisch gut gesichertem Terrain, ganz im Rahmen traditioneller Bildgattungen auf: erstellt vor allem Landschafts- und Stadtansichten, Architektur- oder Tierbilder, arbeitet teils in Variation, seriell oder zyklisch; seit 1998 erschließt er sich Darstellungsformen des menschlichen Körpers in den (äußerst populär gewordenen) Porträts, als Akte, Bewegungsstudien etc. Diese ‘Opies’ geben sich leicht zu erkennen. Gemeinsames Markenzeichen ist die extreme Reduktion aller Sujets, als ein Verfahren dessen abstrahierender Effekt zwischen Stilisierung bzw. einer Typisierung seines Gegenstandes bis hin zur Chiffre, sogar zum “Symbol” (Opie) pendeln kann; (Wieder-)Erkennbarkeit garantiert. Nur wenige Umrisslinien, überlegte grafische Akzente, präzise nebeneinander gesetzte Farbflächen bilden Gesichter, Häuserzeilen oder Landschaftsszenarios aus, genügen sich in Form von Diagrammen oder Icons, ja suggerieren sogar Atmosphären. Meistens nach Fotovorlage am Rechner…