Julian Heynen
Künstlerischer Leiter bei der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf
JULIAN HEYNEN: Ich stimme der Beobachtung zu, dass es in den letzten Jahren unter den neu auf den Plan getretenen KünstlerInnen eine Menge von Dingen gibt, die man eher als Installation bezeichnen könnte. Ein gutes Beispiel ist vielleicht Karla Black: Das hat zwar eine gewisse Anbindung an den Raum, ist aber de facto wohl Skulptur.
Sabine B. Vogel: Karla Black spricht auch explizit von Skulptur. Aber kann man bei Leonor Antunes zwischen Installation und Skulptur klar trennen?
Ich neige eher dazu, es als Skulptur zu begreifen. Hier auf der Berlin Biennale arbeitet sie mit Elementen des Interior Design, was in Richtung Installation geht. Oder sollte man von Environment sprechen? Der Begriff ist nicht mehr gebräuchlich.
Bezeichnen diese Begriffe nicht auch etwas anderes, kann überhaupt noch von einem traditionellen Skulpturbegriff mit Themen wie Raum, Volumen gesprochen werden?
Ich sehe vielfach so etwas wie eine bewusste Schwundstufe von Skulptur, sozusagen ein Fahren mit angezogener Handbremse. Bei Cathy Wilkes beispielsweise habe ich den Eindruck, dass sie bestimmte Schwellen nicht überschreiten möchte. Schwellen, die ihr möglicherweise akademisch vorkommen. Das Figurative scheint ein besonders heikler Aspekt zu bleiben, dem sich die meisten nur destruktiv, ironisch oder in Andeutungen nähern. Ich sehe das als eine Art von Scheu.
Oder ist es heute vielleicht nicht mehr möglich, ein in sich komplettes Bild zu finden und stattdessen Fragmentiertes zu zeigen? Und ist die Skulptur heute nicht auch auffallend weiblich geworden, gegenüber der männlichen Geste des Steinhauens?
Ich finde es interessant, dass heute der Körper vielfach aus…