Heinz-Norbert Jocks
Julia Lohmann
Galerie Schmela, 13.1.-28.2.1989
Die Wüste des leeren Viertels”, “Vermutungen über die Bibliothek von Alexandria”, “Cherias Geheimnisse”, “Irgendwo zwischen 2000 und 2001” – in diesen rätselhaft klingenden, mit dem märchenhaften Charme des Ungenauen kokettierenden, alles und nichts evozierenden Titeln, die Julia Lohmann 1988 ihren hellen, funkelnden, leuchtenden Farbekstasen auf eloxiertem Aluminium gab, scheint vorweggenommen und zusammengefaßt, was seither die Arbeiten der 1951 in Dorsten geborenen Malerin bestimmt: totale Offenheit, Widersprüchlichkeit und extremer Subjektivismus.
Lohmanns Stil hat sich während der letzten Jahre gewandelt, ihr künstlerisches Anliegen aber blieb das gleiche: eine Kunst, die ihr und ihrem Publikum möglichst viel Freiraum erlaubt. Die bei Schmela ausgestellten Arbeiten stellen Anforderungen an die Selbständigkeit des Betrachters, der ohne das sichernde Netz definitiver Aussagen einfach schauen soll. Bezogen auf die immense Leuchtkraft stimulierender Farben, die sie oft in lichte, weite Erlebnisräume verwandelt, fällt vor allem eines auf: der permanente Zugewinn an Heiterkeit. Statt blasser Mischtöne dominieren ein fluoreszierendes Blau, Gelb und Rot, statt drangvoller Enge herrscht lichte Weite vor. Selbst wenn die Bilder in hellen Farben leuchten, haftet ihnen etwas Magisches an, dank der schwebend-entrückten Farbigkeit, wobei wir es nicht mit einer reinen, glatten Bildfläche, sondern mit zehn Zentimeter dicken, an zwei Seiten offenen, von innen angemalten Kästen aus Aluminium als Bildträger, aber auch mit bemalten, seitlich geöffneten Dosenbüchsen als umgewandelte Raumkörper zu tun haben. Ein Wechsel zwischen einer starren und einer aufgebrochenen Geometrie als einbezogener Farbuntergrund findet hier statt. Wollte man Aussagen über die besondere Lage verquickter Farben in den Bildern treffen, wollte…