LA BIENNALE – GIARDINI
Jugoslawien
TODOR STEVANOVIC, BORISLAVA NEDELJKOVIC PRODANOVIC, MARIJANA GVOZDENOVIC, MILORAD DAMNJANOVIC, MLADEN MARINKOV, SLOBODAN KOJIC
KOMMISSAR: RADISLAV TRKULJA
ASSISTENT: VESNA MILIC
PAVILLON: BRENNO DEL GIUDICE
Die Suche nach der verlorenen Zeit bestimmt das Bild im Pavillon der Bundesrepublik Jugoslawien. “Todor e Terra” lautet das Motto, unter dem die Arbeiten eines Malers und von fünf Plastikern zusammengefaßt sind. Die graphisch stilisierten, von fast ornamentalen Kürzeln bedeckten, gelegentlich mit schwarzen Vögeln symbolisch aufgeladenen Hochformate, die Todor Stevanovic auf Hanftuch malt, kreisen um das Motiv der Sonne und bilden den Rahmen für schwere unglasierte Tonplastiken, die sämtlich im ehemaligen Ziegelwerk “Bonove crepane”, Kikinda, entstanden. Dort war 1982 das Bildhauersymposium “Terra” ins Leben gerufen worden, initiiert von Slobodan Kojic, der jetzt in Venedig mit einem aus Tonfladen geschichteten, archaisch-martialisch anmutenden “Turm” (1998) vertreten ist. Ähnlich in Aussage und Technik: der “Kürassier” (1988) von Milorad Damnjanovic, der die Figur in der unteren Hälfte aufschneidet und auflappt, so daß der Krieger wie eine geöffnete, leicht derangierte Mumie dasteht – ein Relikt aus alten Tagen auf verlorenem Posten? Oder ein Zeichen für epochenüberdauernde Wehrhaftigkeit? Jedenfalls bleibt bei allen Arbeiten – außer bei Marijana Gvozdenovics “Helena” (1997) – das Bemühen erkennbar, die Gegenwart in die Vergangenheit zu extrapolieren, anthropologische Konstanten anzusprechen oder womöglich überzeitliche Gültigkeit zu beanspruchen. So zeigt Borislava Nedeljkovic Prodanovic unter dem Titel “Mutter” (1997) eine Stele, die rundum Einschnitte aufweist, als seien sie die primitive Niederschrift einer unendlichen Geschichte. Und der “Baum” (1986), den Mladen Marinkov zur Biennale beisteuert, ähnelt auffällig dem Turm zu Babel.