Thomas W. Kuhn
Judith Joy Ross – Living With War
Mit Kriegen leben
c/o Berlin, 19.7. – 5.10.2008
Bis in die jüngste Gegenwart haben kriegerische Konflikte die Politik und das gesellschaftliche Leben der USA begleitet. Während der Zweite Weltkrieg bereits am Horizont verblasst, wirken fast alle nachfolgenden Krisen bis heute nach, sei es in dem angespannten Verhältnis zu Nordkorea oder dem bis heute wirksamen Boykott Kubas. Unterschiedlichste Kreise der US-amerikanischen Bürgerschaft wurden und sind von diesen Konflikten betroffen, außer den Politikern, in sprichwörtlich erster Linie die Soldaten, die an der Front ihr Leben aufs Spiel setzen und ihrer Angehörigen in der Heimat, die um sie bangen. Hinzu kommen jene, die der Toten gedenken und jene, die gegen den Krieg demonstrieren.
Diesen Menschen widmet sich Judith Joy Ross (*1946 in Hazleton) in mehreren Werkgruppen seit den 80er Jahren. Den Auftakt bildeten ihre Aufnahmen am Vietnam Veterans Memorial in Washington D.C.. Hier wo die Namen der Gefallenen und Vermissten auf zwei in einer Bodensenke aufeinander zufluchtenden Wänden aus schwarzen Granit angebracht sind, fotografierte Ross zwischen 1983 und 1984. Lediglich das erste Bild gibt dabei eindeutige Hinweise auf den Ort. In diesem Bild stehen zwei weiß uniformierte Soldaten der US-Marine vor einem Teilstück der schwarzen Wand und blicken mit tiefem Ernst in die Kamera. Doch ist der Hintergrund unscharf, wie in allen Bildern von Ross liegt der Fokus allein auf den porträtierten Personen. Als erstes Bild der Ausstellung etabliert dieses Foto das Thema ihrer Arbeit, in dem sowohl Männer wie Frauen, alte und junge Menschen erfasst…