DORIS VON DRATHEN
Juan Muñoz
Rauminstallation “Double Bind”
London, Tate Modern, 12.6.2001 – 10.2.2002
Für den Künstler wie für den Betrachter ist diese Arbeit, mit der Juan Muñoz wohl die Summe aus seinem Werk zieht, ein Ritt über den Bodensee. Die Eingangshalle der Tate Modern, ursprünglich eine Turbinenhalle, misst 152 Meter in der Länge, 30 Meter in der Höhe und 24 Meter in der Breite. “Auf einen solchen Raum kann man nicht vorbereitet sein”, antwortete Muñoz lakonisch auf die Frage, ob er die Bilder für seine Installation “Double Bind” schon lange erwogen hätte. Beinah ein Jahr hatte es ihn gekostet, in diesen Dimensionen einen Weg zu finden, um dort seine eigene Welt hineinzutragen. Denn darum geht’s – Juan Muñoz ist es gelungen, den Mammut-Raum seinen fragilen Bildern anzupassen und nicht umgekehrt, seine Unverwechselbarkeit an diese Ausmaße zu verlieren, wie es leicht hätte geschehen können.
Was ihm am meisten bei der Ideenfindung gedient hatte, war seine alte Gewohnheit, auf der Straße nach oben zu schauen. Genau aus diesem Grund sieht der Betrachter, der eher gewohnt ist, an den Wänden oder auf dem Fußboden nach Kunstwerken zu suchen, zunächst nichts. Verwirrt mag er zurückgehen wollen, vielleicht doch noch einmal Informationen einholen, zweifelt aber, schaut zurück, und begegnet mit einem Mal in einer galerieartigen Öffnung in der Mezzanin-Decke, die ihrerseits galerieartig halb in die Eingangshalle der Tate Modern hineinragt, einer Männergestalt, durchschnittlich gekleidet, mittleren Alters, die genau wie er, der Betrachter, sich umwendet und zurückschaut. Genarrt hält der Betrachter weiter Ausschau, den Kopf im Nacken, denn…