Max Glauner
Josephine Meckseper
»Kapitalismuskritik reloaded«
Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich, 21.2. – 3.5.2009
Kapitalismuskritik und Entlarvung des schönen Scheins der Warenwelt durch die eigenen Mittel: Da passten doch die Wirtschaftsmeldungen der Woche recht hübsch zur Vernissage. Der Verlag Condé Nast ließ tags zuvor die letzte deutsche Ausgabe des „Vanity Fair“ an die Kioske bringen. Am gleichen Tag wurde vermeldet, dass in England die Line Kokain inzwischen mit 2 Pfund billiger als ein Pint Bier zu haben sei. Und schließlich geschah bei der schwedischen General-Motors-Tochter Saab, worauf man bei Opel schon längst wartete: Saab meldete Insolvenz an.
Wenn man am Counter des Migros Museums und an Bunker- und Ölförderpumpen-Attrappen vorbei dem dumpfen Sound in der großen Halle gleich links in die Black-Box folgte, konnte man sich über die Koinzidenz des dort gezeigten Videos und der Saab-Pleite nur wundern. Für den sechsminütigen Loop „0% Down“ aus dem vergangenen Jahr schnitt Josephine Meckseper in schnellen Wechseln Fernsehwerbungen für Mittel- und Oberklassewagen – insbesondere für so genannte SUVs, Sport Utility Vehicles – zusammen. Durch Schnitt und Reduktion auf Schwarzweiß verstärkte sie die Bilder und ihre Botschaft, die über das einfache „Kaufe Mich!“ hinausgeht. Die wummernde Goebbelszitation ihres Musikers Boyd Rice „Do you want total war“ zieht einen vollends in die aggressiv machistische Ermächtigungsphantasie der Marketingstrategen. Doch sie hält einen zugleich auch wieder auf Distanz. Man wundert sich kaum darüber, dass der männliche Triebstau in kriegerischen Zeiten auf Kriegsgerät und dessen phallische Qualität gelenkt wird. Man nimmt es kopfschüttelnd zur Kenntnis, dass Saab in einem amerikanischen TV-Spot…