Friedemann Malsch
Joseph Nechvatal
Galerie Anna Friebe, Köln 8.-31.10.1986
Das Verständnis vom eigenen Standort in der Gesellschaft teilt er mit einigen seiner New Yorker Kollegen: »I am an agitator in the information war«, sagt Nechvatal, 35, in New York lebend und arbeitend, von sich selbst. Doch anders als Keith Haring oder auch Jenny Holzer geht es Nechvatal um sich selbst als exemplarischen Fall. Versucht Haring die Entwicklung einer neuen visuellen Grammatik, die die Schriftsprache nicht braucht, vertraut Holzer mit ihren Textbotschaften ganz auf die Überzeugungskraft des Wortes in einer Gesellschaft der überbordenden Bilderproduktion – geht es schließlich diesen beiden um einen mehr oder weniger expliziten Akt der Aufklärung, um den Kontakt mit dem Publikum, um die »Botschaft«, so nimmt Nechvatal dies allenfalls in Kauf.
Nechvatal ist Zeichner. Dies darf nicht vergessen werden angesichts der Fülle an Bildträgern, die der Künstler benutzt. Großformatige Fotos, Leinwand, Kunstleder, dreidimensionale Bildträger wie Möbel, Schaufensterpuppen etc., auch Videos gehören dazu.
Die Ausstellung in Köln, Nechvatals erste Einzelausstellung in Europa, zeigt ein Spektrum dieser Bildträger aus den letzten beiden Jahren. Siebdrucke auf Kunstleder, das in Kreuzform auf Rahmen gezogen ist, bis zu 2 x 3 Meter große Fototafeln, die auch mit Leinwand kombiniert werden, ein Tischobjekt. Trotz der Verschiedenheit der Materialien ist der Ausgangspunkt für die Bilder immer derselbe: eine Bleistiftzeichnung im DIN-A4-Format. Diese wird dann fotomechanisch auf die anderen Bildträger appliziert, dabei meist vergrößert oder auch (wie vorzugsweise beiden Objekten) vervielfältigt und additiv gereiht.
Auf den ersten Blick sehen Nechvatals Bilder fast immer gleich aus. Ein heilloses Gewirr aus Linien,…