JOSEPH MARIONI
Liquid Light
Museum Wiesbaden 29.06. – 14.10.2018
von Reinhard Ermen
Zu Beginn, ein privates Detail. Joseph Marioni (Geb. 1943 Ohio) ist ein Patenkind von Captain Walter I. Farmer (1911 – 1997). Dieser amerikanische Kunstschutzoffizier, zuständig ab 1945 für den Collecting Point im Landesmuseum Wiesbaden, war maßgeblich an der korrekten Rückführung ausgelagerter Kunstschätze beteiligt, das von ihm initiierte Wiesbadener Manifest verhinderte letztlich, dass Teile dieser temporären Sammlungen als eine Art Reparationsleistung für immer in die USA gingen. Dem mutigen Mitglied der „Monuments Men“ ist diese erste und wirklich große Retrospektive von Joseph Marioni in Europa gewidmet; sie findet in eben dem Haus statt, in dem Walter I. Farmer seinerzeit gewirkt hat. Wahrscheinlich gibt es keine wirklichen Zufälle aber was für eine schöne Koinzidenz!
Die Malerei von Joseph Marioni ist der Farbe mit Haut und Haaren zugetan. Was sich diesem universalen Stoff und dessen Wahrnehmung in den Weg stellen könnte, bleibt außen vor: Es herrscht in diesem Werk keine andere Sprache als die einer Malerei per se, selbst die Geste ist aus diesen Bildern verbannt. Marioni lässt die Farbe über die Leinwand laufen, Korrekturen und andere Maßnahmen einer angelegentlichen Kontrolle bleiben unsichtbar. Darauf hinzuweisen ist eine Art Ceterum Censeo aller Einlassungen zu Marionis Kunst. 1984 hat er zusammen mit anderen, vor allen Dingen mit Günter Umberg, seinen Dienst an der Alleinherrschaft der Farbe als Radikale Malerei/Radical Painting zu manifestieren versucht. Der Markt mit seinem „Hunger nach Bildern“ bevorzugt allerdings bis heute andere Erfolgsmodelle, doch durch das Behaupten gegen den Mainstream wächst dieser Arbeit ein…