Henry Staten
Joseph Marioni:
Malerei jenseits von Narrativitat
Joseph Marioni sagt von seinen Gemälden, daß ihr »Objektcharakter« oder Wesen Farbe sei.
Um zu verstehen, was dies bedeutet, wollen wir damit beginnen, einige Dinge zusammenzutragen, die Marionis Arbeit betreffen und durch die wir seine Intentionen als Maler einordnen können. Seine Gemälde, einzelne monochrome Acryltafeln, werden einer Art von Malerei zugerechnet, die wir hier Radikale Malerei nennen werden.
Doch gibt es überhaupt wirklich etwas Radikales, Ursprüngliches an der Radikalen Malerei? Ist sie nicht vielmehr eine verspätete Version von etwas, was man längst geleistet hat? Radikale Malerei ist die Suche nach dem Wesen von Malerei, nach ihrem reinen Charakter, losgelöst von allen bildlichen oder darstellenden Elementen: Es geht ihr darum, das Gemälde ganz in der Farbe und Textur seiner Erscheinung aufgehen zu lassen und Auge wie Verstand mit seiner unmittelbaren phänomenalen Präsenz zu füllen. Ist wirklich Wichtiges in diesem Bereich übriggeblieben, was über das von Malewitsch, Mondrian, Newman und – jüngeren Datums – von Ryman und Marden bereits Geleistete hinausginge?
Wer diese Frage für notwendig hält, hat nicht sehr aufmerksam hingesehen. Das Wachwerden des Auges für die Präsenz von Farbe ist ein langwieriger, sich langsam entwickelnder Prozeß; die bedeutenden Erkunder dieses Prozesses sind heute weit davon entfernt, alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, sie haben uns erst die wegweisenden Anhaltspunkte gegeben. Erst jetzt fangen wir an zu erkennen, was radikale Malerei sein kann. Tatsächlich war uns das gründliche und kompromißlose Insistieren auf Farbe als Farbe, in ihrer Verbindung allein zu individueller Wahrnehmung und Emotion, bisher noch ganz und gar…