Detlef B. Linke und Reinhild Kappenstein
Joseph Beuys: Zwei Hirnschalen und drei Kreuze
Joseph Beuys, ein “Wanderer zwischen Welten”. So wurde der Künstler genannt, der sich über Begrenzungen zugunsten einer Erkenntniserweiterung hinwegsetzte, die auf eine ganzheitliche Ausgangsform der Wissenschaften hinzielte: “Die erkenntnistheoretische Eindimensionalität überwinden, um von einem erweiterten Kunstbegriff … in einen erweiterten Wissenschaftsbegriff zu gelangen.” Es handelt sich hier also um einen erweiterten Wissenschaftsbegriff, bei dem die Kunst eine besondere Rolle spielt. Laut Beuys erweist sich die Kunst als eine Forschungsmethode, die über den Menschen mehr in Erfahrung bringen kann als die positivistisch orientierten Naturwissenschaften.
Vor allem für das Gebiet der Medizin wäre dies besonders relevant, dem sich Beuys thematisch intensiv widmet: Therapie, Heilung, Wunde sind immer wiederkehrende Schlüsselworte, die mit medizinischen Motiven, wie Krankenwegen, Mullbinden, Fieberthermometer, Spritzen, Arzneimitteln etc., zu einem wesent- lichen Bestandteil seines Werks werden. Beuys, dessen Ziel es ist, Kunst und Wissenschaft in ein kooperatives, wechselseitiges Verhältnis zu stellen, tut dies explizit in bezug auf die Medizin. In dieser Hinsicht wäre es auch interessant, folgendes Werk unter den wechselseitigen Aspekt von Kunst und Medizin zu stellen. Es handelt sich hierbei um “Zwei Hirnschalen und drei Kreuze” von 1973, die sich im Bonner Kunstmuseum befinden und die derzeit in konservatorischer Hinsicht einen Problemkomplex aufweisen, der sowohl das Selbstverständnis der Kunstwerke als auch deren Interpretation erheblich tangiert.
Es handelt sich um zwei Filzhüte ohne Krempe, mit Fett gefüllt, von brauner Farbe, und zwei Tintezeichnungen. Das Objekt ist vom Kunstmuseum Bonn auf einer vervielfältigten Postkarte dargestellt. Hier erscheinen die von der…