Joseph Beuys und die Schamanen
Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau 02.05.2021–29.08.2021
von Helga Meister
Angesichts der Hausse an Beuys-Ausstellungen bieten die Kuratoren wenig Neues, wäre da nicht Barbara Strieder. Diese Allzweckwaffe aus Moyland, kommissarische Leiterin, Leiterin der Grafischen Sammlung und des Beuys-Archivs, obendrein auch noch Kuratorin, kniet sich seit über 20 Jahren in ein Thema, das sie nun in all seinen Facetten ausbreitet: Es gilt Beuys und dem Schamanismus. Ein heikles Thema, gelten doch Schamanen zuweilen als Scharlatane.
Sie führt den Besucher an „Dschingis Khans Wiege“ in einer zarten Beuys-Zeichnung vorbei, stellt ihn vor das gefaltete Braunkreuz in satter Rostschutzfarbe und zeigt ihm, wie behutsam der Künstler im zarten, von Honig und Goldplättchen bedeckten Gesicht mit dem Hasen spricht. Die Ethnologin Ulrike Bohnet als Ko-Kuratorin informiert über das südsibirische Tuwa, das so kalt, einsam und abgelegen ist, dass sich die Schamanen der Verfolgung entziehen können. Ein Land, wo der Schlitten wie bei Beuys zum Überleben taugt. Anatol hätte seine Freude an einem Rentierschlitten, der an den Einbaum erinnert, mit dem er seinen Lehrer über den Rhein heimholte. Schamanentrommeln mit bemalter Rentierhaut, Familiengeister der Nanai, ein verzierter Walrosszahn der Eskimos und die zauberhaftesten Gewänder mit Stoffschlangen oder Bronze spiegeln stehen parat, um die Besucher ins Staunen zu versetzen.
Dank der Brüder van der Grinten kamen 1997 mit der Eröffnung des Museums Schloss Moyland 6.000 Beuys-Werke nach Bedburg-Hau. Dies ist ein überbordender Schatz, der vor allem im Frühwerk seinesgleichen sucht. Aus diesem Fundus fischte die Kuratorin einen kleinen Abrisszettel mit einem undatierten Krimtataren, eine skizzierte turbanartige Mütze…