Johannes Meinhardt
Josef Bücheler: Weiden-Papier-Objekie
Forum Kunst Rottweil, 21.6. – 20.7.1986
Josef Büchelers Arbeiten haben sich schon vor 1980 um zwei eng zusammenhängende plastische Probleme gedreht: um die Räumlichkeit von gekurvten, gekrümmten Flächen, und um die Spannungs- oder Kraftverhältnisse, die solche Flächenkrümmungen erzwingen. Die »Spannobjekte« der 70cr Jahre zeigen die gekurvten Flächen, die sich daraus ergeben, daß man Leinwand über teilweise in den Raum gebogene Tafeln oder zusammengesetzte geometrische Körper spannt; »Schläuche« sind Leinwand-Säcke, in die rechteckige Körper gelegt werden, die so die Gestalt der Plastik durch den Zug des Gewichts erzeugen: »Wandobjekte« bestehen aus hängendem Maschendraht, unten zusammengekniffen, so daß sich ein Ausgreifen der Fläche in den Raum in einer Art von Umfassungsbewegung ergibt.
Die Arbeiten seit 1980, und die Ausstellung zeigt nur Arbeiten der letzten Zeit, sehen auf den ersten Blick ganz verschieden aus: was vor 1980 geometrische Körper und saubere, gespannte Leinwand (oder Maschendraht) war. sind jetzt »povere« Materialien: Packpapier, Weidenäste, Leim, Erde und Schmutz. Die neuen Arbeiten, die keine Titel haben, nur durchnummeriert werden, verfolgen jedoch dieselben Probleme, nur in einer komplexeren Weise: die einfachen mathematischen Flächen und Körper der früheren Arbeiten werden nicht aufgegeben, werden aber durch die un-einholbaren Abweichungen und Unkontrollierbarkeiten verschiedenster Wachstums- und Schrumpfungsprozesse überformt.
Der einfachere Typ dieser Arbeiten besteht aus vielen Schichten Packpapier, das naß verleimt wird und beim Trocknen spröde wird, sich zusammenzieht und -rollt, so wie dürre Blätter oder trocknende Häute sich zusammenrollen und -ziehen. Solche Papierbahnen, die beim Trocknen an einen Weidenstab gehängt werden oder die in der Mitte geknickt werden (»Kapuzen«)…