Peter Herbstreuth
Jorge Pardo
Galerie neugerriemschneider, Berlin, 16.4. – 29.5.1999
Galerien verändern sich mit den Werken, die sie vorstellen. Je mehr die Künstler ästhetisch fordern, desto nachdrücklicher prägt es die Zukunft der künstlerischen Unternehmen. Mit der dritten Ausstellung von Jorge Pardo stellt sich die Galerie als Vermittlerin von Wohndesign vor. Der 1963 in Havanna geborene und jetzt in Los Angeles lebende Jorge Pardo ließ zwei Drittel der Bodenfläche des Schauraums in gelb-orange-grün changierenden Fliesen kacheln. Handwerker hatten sie nach Pardos Entwürfen gebrannt. Tagsüber gleisen sie unter dem Oberlicht wie Leuchtfeuer; nachts glüht ihr Schein noch warm unter Neonröhren. Doch Bezüge zur Malerei sind beiläufig. Pardo präsentiert ein Musterangebot für Innenraumgestaltung. Es bietet sich zur ästhetischen Betrachtung an, weil es von einer Institution der Kunst gezeigt wird. Würden die Fliesen in einem Geschäft für Haushaltswaren ausgestellt, stellten sich viele Fragen nicht. Die Galerie ist der Rahmen.
Pardo entschied sich für ein Muster aus vier runden, verschiedenfarbigen Kacheln, die sich hellblau verfugt um eine trapezförmige Kachel gruppieren. Bezüge zu Mustern wie etwa jene von Sol LeWitt sind ebenso ausgeschlossen wie zu Mosaiken aus dem nahen Orient. Beide folgen systematischer Anordnung von Form und Farbe. Pardos Muster läßt sich farblich beliebig variieren. Gegeben sind lediglich die Elemente, keine Folge, keine Reihe, keine vorgegebene Bedeutung. Er verneint den geregelten Verlauf zugunsten des Gesamtausdrucks. Aus beliebig geordneten Variablen ergibt sich die Strahlkraft von Licht und Farbe.
Rezensenten fühlten sich beim Anblick des Kachelbodens an Eindrücke in Mexiko und in Kalifornien erinnert. Daran ist es. Vor allem Landstriche und Städte…