Martin Seidel
Jörg Sasse
»Tableaus und Skizzen 2004/2005«
Kunstmuseum Bonn, 1.12.2005 – 5.2.2006
Kunstverein Hannover, 29.4.2006 – 18.6.2006
Jörg Sasse tut sich keinen Zwang an. Wer durch die Ausstellung im Bonner Kunstmuseum geht, begegnet auf 29 großformatigen Foto-Tableaus abstrakten Mustern, diversen Landschaften und Architekturen. Eine Fußballszene hängt neben einer Glasbausteinwand; das Bild eines romantisch sturmgebeutelten Schiffs ist ebenso zu sehen wie eine Tanzrevue, eine Meeresansicht oder rot leuchtendes Geäst. Die Vielfalt der Sujets und abstrakten Nichtsujets erklärt sich mit deren Beliebigkeit. Denn wir sind in einem Museum, und da geht es natürlich nicht ums Dargestellte, sondern um die Darstellung.
Bis etwa Mitte der 1990er Jahre noch erschloss sich der 1962 in Bad Salzuflen geborene und vielfach ausgestellte Becher-Schüler in bekannter Becher-Systematik und Becher-Sachorientierung Motivgruppen wie Stilleben, private Räume und Schaufenster. Seitdem spielt er mit den Medien, liefert mitunter weich gezeichnete Foto-Bilder, die in mehreren Stufen analoger und digitaler Bearbeitung entstehen und im Kreis der Becher und ihrer Schüler eine ganz eigene Position besetzen.
Das Bonner Kunstmuseum zeigt in den drei Grafischen Ausstellungsräumen eine neuere Auswahl von Sasses insgesamt 119, allesamt auf seiner Homepage (www.c42.de) in Augenschein zu nehmenden Tableaus. Zusätzlich präsentiert es an den gangartig eingezogenen Wänden der von Sasse entworfenen Ausstellungsarchitektur 188 kleine Foto-“Skizzen”. In diesen Skizzen verarbeitet Sasse Fotomaterial, das im Zeitraum eines Jahres zwischen Januar 2004 und Februar 2005 entstanden ist und im Stil eines Tagebuches überwiegend alltägliche Ansichten weltweiter Orte und Örtlichkeiten zeigt. Dieses von ihm selbst, oft aber auch von Flohmärkten und aus Nachlässen stammende Fotomaterial bearbeitet Sasse am Computer, indem…