Heinz-Norbert Jocks
Jörg Lozek
Aus der Tiefe des Raums
Wie bist du, 1971 in Chemnitz geboren, aufgewachsen?
In einem Neubaugebiet mit wenig Platz.
War der Mauerfall Anlass zur Freude?
Ja. Ich habe ihn recht unspektakulär erlebt. Woran ich mich lediglich erinnere, ist die Fahrt des Zugs von der Prager Botschaft durch Chemnitz. Es gab ja den Transport von Botschaftsflüchtlingen, der von Prag über Chemnitz in die alten Bundesländer führte. Ich erinnere mich an Wasserwerfer. Obwohl ich in meiner Kindheit nie unmittelbar das Gefühl von Restriktion hatte, fühlte ich mich rückblickend dennoch befreit. Ich hatte mich von der kollektiven Euphorie anstecken lassen. Von ambivalenten Gefühlen war da nicht viel zu spüren. Es gab seit dem, was als Nachteil empfunden werden kann, eine unüberschaubare Fülle an Möglichkeiten. Der Horizont wurde erweitert. In der Rückschau hat das Lebensgefühl meiner Kindheit in der DDR-Zeit etwas von der Bescheidenheit einer FDGB-Heiminnenausstattung.
Was trieb dich nach Leipzig?
Ich habe hier studiert und bin hier geblieben. Ich hatte keinen Grund, wegzugehen. In erster Linie interessierte mich die Hochschule, weil es damals hieß, sie sei sehr am Naturstudium, an der Zeichnung ebenso wie an der Figürlichkeit orientiert. Hinzu kam, dass ich damals etwas Graphisches wie Lithographie machen wollte. Dazu gibt es hier gute Werkstätten, hervorragende Bedingungen. Da ich aus Chemnitz komme, war es für mich ganz praktisch, hier zu studieren. Die Stadt ist von Chemnitz aus der nächste Punkt. Es gab keine Veranlassung, allzu lange darüber nachzudenken, ob Düsseldorf oder München nicht doch besser wären. Nach Leipzig zu gehen, schien selbstverständlich.
Mit welcher Vorstellung von Malerei…