Bregenz
Jordan Wolfson
KUB Kunsthaus Bregenz 16.07.– 09.10.2022
von Max Glauner
Ein Buch, so Franz Kafka, müsse uns wecken, wie ein Faustschlag auf den Schädel. Bruce Nauman legte noch eins nach. Ein Kunstwerk müsse einen umhauen wie der Genickschlag mit einem Baseballschläger. An diese Wow-Effekt-Überwältigungsästhetiken fühlt sich die Besucher*in nun bei einem Besuch im Bregenzer KUB erinnert. Dort stellt bis in den Oktober ein grosser Meister der Genickschlagskunst aus, der 1980 in New York geborene Jordan Wolfson. Der Hype um sein verstörendes Werk ist beträchtlich. Geht es um Kunst oder Show? Um es vorwegzunehmen: Er gehört zu den klugen und gewitzten Künstlern, die Schock und Distanz, verführerische Nähe und Abstand verantwortlich und gekonnt einzusetzen wissen. Die Begegnung mit seinen Arbeiten ist heftig und verstörend. Doch ihnen wohnt eine Logik inne, die uns als souveräne Subjekte entlässt, statt uns hinzureissen und zu unterwerfen suchen.
Wolfsons Ausstellung beginnt ohne sichtbaren Paukenschlag. Das Zentrum des weiten Erdgeschosssaals bleibt frei. Nur das rote Fratzengesicht des House With Face 2017, eine display-artige Collage Untitled, 2017 neben vier unauffälligeren Arbeiten das Mediendisplay Real Voilence, 2017. Auf einem Podest liegen zwei Virtual Reality-Brillen und Kopfhörer. Was wir nicht ahnen, statt des Paukenschlags zum Auftakt, wird hier Schlag ins Genick erbarmungslos ins Bild gesetzt. Über die VR-Brille vermittelt sich die dreidimensionale Illusion, wir stünden auf dem Bürgersteig einer New Yorker Strasse. Vor uns sehen wir den Künstler, Jeans, T-Shirt, in der Rechten. Er posiert hinter einem knieenden Mann. Dann drischt der Künstler besinnungslos auf sein Opfer ein, bis es leblos auf…