Renate Puvogel
Jonathan Monk
»yesterday today tomorrow etc.«
Kunstverein Hannover, 24.2. – 16.4.2006
Kunstmuseum St. Gallen, 27.5. – 13.8.2006
Kunsthalle Nürnberg, 7.9. – 5.11.2006
Der Einband des Kataloges ‘spricht Bände’: der vordere Buchdeckel bleibt weiß, abgesehen von dem kleingedruckten, in orangerot gehaltenen Namen des Künstlers und Titel der Ausstellung; dem gegenüber prangen auf der Rückseite in großen Lettern die Stationen der Wanderausstellung – ein befremdliches Verkehren gebräuchlicher Wertschätzung von Informationen. Dieses Verfahren setzt sich im Innern des Kataloges fort; auch dort findet eine Inversion zwischen Text, Werktiteln und Anmerkungen statt: letztere dominieren den Fließtext in einer ihnen unangemessenen Größe. Man spürt, Jonathan Monk bricht mit gewohnten Übereinkünften, aber nutzt sie dennoch in abgewandelter Form. Er fixiert und relativiert das Jetzt zwischen Vergangenem und Zukünftigem, was bedeutet, dass allein schon der Umschlag dem Titel der Ausstellung nachkommt. Neben dieser zeitlichen Dimension macht der Einband auch die optisch räumliche anschaulich: zwei schwarz konturierte Hände halten gewissermaßen das Buch ‘in Händen’. Im Unterschied zu den eingangs genannten sprachlichen Referenzen, welche eher die übergreifende Thematik beschwören, verweisen diese Zeichnungen direkt auf eine in Katalog und Ausstellung berücksichtigte Arbeit. Frei nach einem Werk von Bruce Nauman hat Monk mit seiner rechten Hand zweifach den Umriss seiner linken Hand gezeichnet, ein Exemplar einfach gewendet und zur rechten Hand umgemünzt. Die beiden Hände verschränken sich in Gestalt gebogener, leuchtender Neonröhren an der Wand.
Damit ist schon ein Beispiel von Monks unverwechselbarer Kunst benannt, in welcher er sich mit wegweisenden Strömungen der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt und deren signifikante Ikonen adaptiert….