MICHAEL STOEBER
Jonathan Meese
Pedro Cabrita Reis
Kestner Gesellschaft Hannover, 23.11./30.11.2002 – 26.1.2003
Malen kann er also auch. Und gar nicht einmal schlecht. Jonathan Meese, Aktionskünstler und Hätschelkind der internationalen Kunstszene zwischen Tokyo, New York und Berlin, hat seine erste museale Ausstellung in der hannoverschen Kestner Gesellschaft und bespielt kraftvoll und besitzergreifend die drei Hallen des Untergeschosses. Es scheint sicher: Hätte der scheidende Kurator Carsten Ahrens ihn nur gelassen, der junge Künstler hätte bestimmt mühelos das ganze Haus mit seinen Bildern und Installationen gefüllt. Die überwiegend großen und sehr großen Leinwände sind alle in den letzten beiden Jahren entstanden und – wie die Legenden den Betrachter lehren – alle auch schon verkauft. Das heißt, was Meese produziert, findet Abnehmer. Eine große Herausforderung, aber auch eine große Versuchung, den Lockungen des Marktes nachzugeben. So manche Arbeit scheint denn auch mit dem heißen Pinsel gewischt und nach eigener Einschätzung des Künstlers “nicht unproblematisch”.
Trotz solcher Einschränkungen wird deutlich, dass Meese ein souveräner Maler ist. Seine Bilder entstehen im Bermuda-Dreieck von Expressionismus, heftiger Malerei und bad painting, ohne dabei auch nur im Geringsten unterzugehen, sprich, unkenntlich zu werden. Im Gegenteil, Meese pflegt einen sehr charakteristischen, verdichtenden Strich, vor allem in den vielen Selbstporträts und vor allem dann, wenn diese zu hybriden Wesen verschmelzen, zur Porträtallianz des Künstlers mit Figuren wie Balthus, Göring u. a. Zudem hat Meese, wenn er sich Mühe gibt, keinerlei Schwierigkeiten, als sensibler Kolorist zu glänzen, dem Gebilde von großer malerischer Raffinesse gelingen. Auch bei den erzählerischen Installationen erweist sich der junge Mann als…