Jutta Schenk-Sorge
Jonathan Lasker
Sperone Westwater, New York, 18.9. – 23.10.1993
Die Malerei – einst als schlicht überholt erklärt, doch bekanntlich nicht ausgestorben – scheint im Augenblick gerade durch ihren umstrittenen Status als künstlerische Praxis wieder interessent geworden zu sein, als Ausloten von Optionen auf einem scheinbar festgeklopften und dennoch wieder ungesicherten Terrain. In dieser Situation ist Jonathan Laskers Arbeit bemerkenswert. Denn der problematische Status der Malerei dient ihm als Vehikel, um der allgemeineren Frage nachzugehen, wie sich das Individuum heute unter der Last vorgeprägter Kultur und Realität noch eigenständig behaupten kann. Unsentimental akzeptiert der New Yorker den Stand der Dinge und baut auf ihm auf. Wie die sechs Großformate in der Schau unterstreichen, bewegt sich der Künstler innerhalb eines bewußt eng gewählten formalen Rahmens. Lasker wird teilweise zu Recht den postmodernen Zitierern zugerechnet, da er das Vokabular der abstrakten Moderne, etwa des Abstrakten Expressionismus, inhaltsentleert und zu formalen Kürzeln verdichtet als Sprachmaterial seiner Bilder verwendet. Diesen mischt er auch noch Elemente der Populärkultur bei, bevorzugt Farben und Dekors der 50er Jahre. Hinter dem distanzierten Auftreten verbirgt sich allerdings ein engagierter, geradzu didaktischer Aufklärer, der eher die Anliegen der Moderne weiterführt. Einer, der seine Arbeit im gesellschaftlichen Kontext angesiedelt sieht und bewußt kalkulierend alle Tricks einsetzt, um die Wahrnehmung für unsere zeitgenössische Situation zu schärfen. Die Malerei hält der 45jährige für den adäquaten Ausgangspunkt. Sie schafft das nötige Problembewußtsein, denn sie ist “a unique contemporary medium, as painting has a unique capacity to illustrate the conflict between actual and informational experience”. Ein…