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Ausstellungen: Bonn · S. 162 - 164
Ausstellungen: Bonn , 1983

Jonathan Borofsky – Zeichnungen

Städtisches Kunstmuseum Bonn

Was soll man davon halten? Da gastiert ein Künstler, der inzwischen Weltruhm erlangt hat, mit kleinen Zettelchen, Skizzen in recht beachtlicher Nähe zur Graffiti-Manier auf Hochschulbänken. Er präsentiert ausgeformte Steingeschwader um das jugendstilig-schaurig-melancholische Gesicht einer Frau. Er zeigt die Kunst des plastischen Herausformens von Körperoder sonstigen Bildteilen, wie es als weitverbreitete Fingerübung unter kunstbesessenen Freiheitsschöpfern bekannt ist. Was, so fragt man sich angesichts der vom Baseler Kunstmuseum konzipierten Wanderausstellung, die gegenwärtig im Städtischen Kunstmuseum gastiert, macht eigentlich den feinen Unterschied zwischen Kunst und Scharlatanerie aus. Was hier an einer Unzahl von kleinen und wenigen größeren Zeichnungen Borofskys von den 60er Jahren bis heute ausgebreitet ist, beginnt gar mit kleinen Genrezeichnungen à la Bäuerin trifft Bäuerin vor der Haustür. Dem Publikum, das Borofskys raumdurchdringende Zeichnungen nicht kennt, wird es nicht leicht fallen, die emotionale Dringlichkeit einer solchen Wanderausstellung nachzuempfinden. Dieter Koepplin wies in Bonn auf die Absurditäten in der Präsentation hin: die Rahmung katapultiert Zettel, die zum mehr oder minder geheimen oder veröffentlichten Arbeitsmaterial des Künstlers zählen, nun als Preziosa in die Museumskultur. Borofsky, von Alter und Herkunft ein Künstler aus dem Geist der romantischen Revolution der 68er, hat sein Material ganz nüchtern als das Angebot eines Handlungsreisenden in Sachen Kunst qualifiziert. Er selbst ist der Mann mit Aktenkoffer und Hut, der sich hier immer wieder einschleicht. Indiz für das eigene Künstlerverständnis. Was da im Koffer lagert, kann so oder doch sehr ähnlich zur Ausführung gelangen als raumfüllendes Ereignis. Nun also hat der Handlungsreisende sein ganzes…

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