Isabel Hufschmidt
Jon Rafman
Westfälischer Kunstverein Münster, 6.2. – 1.5.2016
The age demanded an image of its accelerated grimace. Wie formuliert sich das Bild der Gegenwart? Frei nach Ezra Pounds hier zitiertem Appell an Dichter und Schriftsteller in dem Gedicht „Hugh Selwyn Mauberley“ von 1920, Spiegelungen der immer wieder neuen Gegenwart und Seelenwelt einer Zeit wie Gesellschaft zu schaffen, fordert Rafman die Bilderwelt seiner Zeit, eines „New Age“ und ihre künstlerische Repräsentation gleichermaßen heraus.
„New Age Demanded“ – unter diesem Titel lockt nun eine Reihe abstrakt-psychedelischer Büsten den Passanten in den Kunstverein und in die erste institutionelle Einzelausstellung des kanadischen Künstlers (*1981, Montréal, CA) in Deutschland. Schnell mag man vermuten, dass diese nur das amuse-gueule sind. Die Büsten in Marmor und Photopolymer-Harz auf ihren verspiegelten Sockeln haben die Hand des Bildhauers „nur“ virtuell über einen 3D-Drucker erfahren. Bevor man in den Kern der Ausstellung eintritt, lädt eine vermeintliche Bürokommode gegenüber vom Empfangscounter des Kunstvereins ein, es uns in ihr bequem zu machen. Es handelt sich um ein in der Gamer-Community verbreitetes, zumeist in Marke Eigenbau gefertigtes Einmann-Cockpit. Darin schottet sich der einzelne Spieler von der Außenwelt ab, um für die Profi-Gamer-Karriere zu trainieren. Es sind gleichsam Portale in eine andere Realität, die von den eklektischen Subkulturen und Existenzen in der digitalen Welt gelebt wird.
Rafman greift dies in seinen Videoinstallationen auf, um im Besonderen die Situation der Entfremdung als zunehmend soziopathologischen Gemütszustand angesichts der virtuellen Überwältigung herauszufiltern. Vielmehr noch klinkt sich der Künstler als virtueller Flaneur unmittelbar ein, wie in dem Videospiel „Max Payne“,…