Claudia Posca
John Chamberlain/Willi Kopf
Galerie Ludwig, Krefeld, 28.1. – 9.4.1995
Überraschend findet der nach Krefeld anläßlich der Ausstellung John Chamberlains (1927 geboren) in der Galerie Ludwig gereiste Besucher dort nur ein einziges Werk des amerikanischen Künstlers vor. Es handelt sich dabei um die aus dem Jahre 1983 stammende Arbeit “The devil and the deep blue sea”, die der Präsentation auch ihren Titel gibt. Das 208 x 273 x 107 cm messende Werk ist ein plastisches Beispiel des Abstrakten Expressionismus, der Ende der 40er Jahre in New York im Zusammenhang der Malerei Jackson Pollocks so genannt wurde, und in den Werken von Künstlern wie Willem de Kooning, Franz Kline, Clyfford Still und Sam Francis einen höchst heterogenen Ausdruck fand.
Auf dieser von der Malerei geschaffenen Grundlage entwickelte Chamberlain in den 60er Jahren für die Plastik eine mit realen Materialien argumentierende Bildsprache. Vornehmlich Autoschrotteile benutzt er bis heute, um sie zu tektonisch expressiven Raumassemblagen zu komponieren. Regelmäßige Strukturen oder exakte Formen sind seinen Skulpturen fremd. Um so mehr zielen sie auf eine Dynamisierung des Raumes und eine Verrätselung von Plastizität und Voluminosität ab. Die Malerei als Motivation und gleichzeitig als materialgegebenes Phänomen gehört zum zentralen Anliegen der insgesamt anonymen Werkstruktur seiner Plastiken.
Eine für den Abstrakten Expressionismus unvergleichliche Bildlichkeit zwischen Skulptur und Malerei ist seinen Werken zueigen. Sie findet in Plastiken wie “The devil and the deep blue sea” einen prägnanten Ausdruck. Als Resultat des Zusammenwirkens ungewöhnlicher Farbkonstellationen, irritierender Raumstrukturierung, der Geschichte und Alltäglichkeit von Abfallmaterialien, der informell ausgefeilten Komposition und dem emotionenbefördernden Gesamterscheinungsbild erscheint…