Stefan Römer
John Baldessari
»This Not That« – Retrospektive
Monika Sprüth Galerie, Köln, 15.9. – 4.11.1995
Württembergischer Kunstverein, 20.9. – 19.11.1995
Seit seinen Ausstellungen im Van Abbe Museum in Eindhoven und im Museum Folkwang in Essen 1981 war keine vergleichbar umfangreiche Einzelausstellung mehr von John Baldessari in einer europäischen Kunstinstitution zu sehen. Mein Verständnis der konzeptuellen Kunst schließt ihn aber in den engeren Kreis derjenigen Künstler ein, die seit den 60er Jahren wichtige Positionen entwickeln. Der Kunstverein in Stuttgart präsentierte in der vom Cornerhouse in Manchester konzipierten Retrospektive einen Ausschnitt seiner Arbeiten seit 1963.
Vielleicht läßt sich seine neue Aktualität in Europa durch die Popularität einiger seiner Studenten (z.B. Mike Kelley) vom Institute of the Arts in Valencia (Kalifornien) erklären, wo er unterrichtete. Baldessaris Ansatz, über die visuelle Attraktivität der Klischees aus den Massenmedien einen Zugang zu einem breiten Publikum zu suchen, mag auch einer der Gründe für seine Beliebtheit bei jüngeren amerikanischen Künstlern sein. Er benutzt beispielsweise Bilder aus dem Fernsehen, die von einem festinstallierten Fotoapparat geschossen werden. Aus diesem populären Bildreservoir montiert er seine Fotowandinstallationen, in denen sich Architektur-, Kino-, TV-, Zeitungs- und Illustriertenfotos in spezifischem Lay-out wiederfinden. Eine spielerische Komponente ist für seine Arbeiten charakteristisch, die den Titel oder allegorische Sprachsequenzen einschließt.
Was Baldessaris Arbeiten aber aus der konzeptuellen Kunst herausstechen läßt, ist seine Lockerheit des Kommentars, wie seine Arbeit »The back of all trucks passed while driving from Los Angeles to Santa Barbara« (1963) zeigt. Fast könnte ein Vergleich mit der eher europäischen »Story art« angestellt werden. Ein direktes politisches Statement…