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Ausstellungen: Hamburg · S. 298 - 299
Ausstellungen: Hamburg , 1990

Doris von Drathen
John Armleder

Galerie Munro, April/Mai 1990

Gegenüber der Galerie wird gebaut – da Armleder, wie er selbst sagt, fortgesetzt dasselbe macht, bedient er sich auch 1990 wieder der Dinge, die er am Ort vorfindet: Vor einer zwei mal drei Meter monochromen Leinwand stehen Bau-Utensilien. Rammdome, mit denen Löcher für Zaunpfähle im Boden vorbereitet werden, stehen umgedreht mit dem Dorn nach oben wie stilisierte Schachfiguren zusammen. Das glitzernde aluminiumfarbene Metall, die strenge spitze Form mit den scharfen Kanten, die Trichter, die an Fackeln erinnern, haben eine martialisch-sakrale Ausstrahlung.

Mit seiner instinktiven Sicherheit, Objekte zu isolieren und in völlig ungewohnte ästhetische Situationen zu stellen, führt Armleder auch die Linie seiner Furniture-Sculptures weiter. Zwei schlanke porzellanerne Wandobjekte, blank, pastellfarben, in der Form von Altarsteinen, füllen einen leeren Raum, geben ihm eine Richtung -nichts weiter als glatter Dekor, Verschalungen von Waschbeckenrohren.

“Kunst ist banal”, wird Armleder nicht müde zu behaupten und schafft in dieser distanziert-beiläufigen Haltung immer wieder neue ästhetische Orte für banale, gewohnte Gebrauchsgegenstände und Dekor.

Selbstverständlich hat er von Duchamp, von Picabia gelernt; nach wie vor steht er Kollegen wie Olivier Mosset und Daniel Buren nahe. Sein großer Spaß aber ist, unerwartete Bezüge offenzulegen, auf die keiner so schnell kommt: “Alle sagen, ich beziehe mich auf Polke; wenn die wüßten, daß ich Larry Poons plündere” – wer kennt schon noch diesen mittelmäßigen Künstler der amerikanischen Nachkriegs-Avantgarde, der seinerseits Olitski zitierte?

Armleder zitiert also bewußt ein Plagiat, schafft seine “Drippings” mit ironischer Unbefangenheit und setzt die Farbrinnen weniger im Bewußtsein, einen Beitrag zum Experiment der Schüttbilder…


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