REINHARD ERMEN
Johannes Stüttgen
Zeichnungen und Objekte
Galerie Klein – 13. Juni bis 11. Juli 2004
Wer Stüttgen meint, muss auch Beuys sagen! So einfach könnte man die Arbeit des 1945 Geborenen reduzieren und ablegen, denn nie hat es einen anderen gegeben, der treuer und leidenschaftlicher die Arbeit seines Lehrers, bei dem er von 1966 bis 1971 Student und Meisterschüler war, weiterverfolgte. Nach einer Zwischenzeit als Kunsterzieher in Gelsenkirchen (FLUXUS ZONE WEST unterwandert “verstaatlichtes Kunstvernichtungsinstitut”) durfte er gar in dessen altes Atelier in der Düsseldorfer Akademie einziehen, und zwar als Geschäftsführer der ,Freien internationalen Universität’ (FIU) im “Raum 3”, dessen Nutzung Joseph Beuys nach dem Vergleich mit dem Land NRW bis zur offiziellen Pensionierung (er starb wenige Monate davor) zustand. Zahllose Texte, Bücher, Aufsätze und Vorträge bezeugen das Engagement des Johannes Stüttgen für den erweiterten Kunstbegriff und die endlich einzulösende Idee der ,Sozialen Plastik’. Dass er diesen Dienst, als eine nach wie vor beglückende Erfahrung empfindet, hat er kürzlich noch mal in einem Interview für das “Kunstforum” formuliert: “Der Vorteil ist der Nachteil”.
Fast ist es unmöglich ihn ,nur’ als unabhängigen Künstler zu betrachten, denn auch durch seine Zeichnungen (die meisten aus den 90er Jahren), die die Ausstellung bei Ehrhard Klein dominieren, geistern Vokabeln aus dem ,Staat Beuys’ (=”L’Etat Beuys”, H.J. Syberberg), angefangen bei der “Volksabstimmung durch direkte Demokratie”, über den “Bewegkopf” bis zur “Freiheitswissenschaft”. Für Außenstehende erscheint einer wie Stüttgen gelegentlich als die lebende Romanfigur aus einem vielbändigen Werk, dessen Ende noch nicht in Sicht ist. Der Held atmet die Luft eines…