Heinz Schütz
Johannes Muggenthaler
Mosel und Tschechow, Oktober 1988
Fern kunsthistorischer Ambitionen, im Sinne künstlerischer Vergegenwärtigung und Aktualisierung – zu der hier paradoxerweise die historische Distanz beiträgt – widmet Johannes Muggenthaler “Der Geister Bahnen” Gabriel von Max. Die Ausstellung zeigt neben Arbeiten Muggenthalers Bilder des von der akademischen Kunstgeschichtsschreibung geringgeschätzten und kaum beachteten Münchener Malers des 19. Jahrhunderts. Am Rande: Widersinnig ist es, wenn öffentlichen Institutionen die Archivierung zum Selbstzweck wird und sie Leihgaben für die Ausstellung verweigern. Was die Wahl der künstlerischen Mittel anbelangt, erscheint – zumindest auf den ersten Blick – nicht zu Vereinbarendes gegenübergestellt: Max bedient sich des klassischen Tafelbildes, Muggenthaler der Mittel der Moderne wie Fotografie, “objet-trouvé” und Collage. Muggenthalers “objet-trouvés” allerdings werden dem Blick des Allegorikers entsprechend zum Sinnbild, die “Collage” – immer wieder kombiniert Muggenthaler Texttücher und Fotografien -nähert sich dem klassischen Emblem mit “lemma”, “pictura” und “subscriptio”. Zwischen Hohem und Niederem schwankend erinnern die Tücher der “Abteilung des einfachen Herzens” sowohl an Altartücher, als auch an Sinnspruchtextilien, die sich das Bürgertum einst über das Sofa hängte. Mit leiser Ironie taucht Muggenthaler seine Arbeiten in eine Aura von Erbauungsliteratur und Poesiealbumsvers und evoziert damit Zonen des Kitsches. In der Diskrepanz von Gefühlsanspruch und Gefühlsrealität, in dem Peinlichen der Bilder von Gabriel von Max findet sich denn Muggenthaler auch wieder. Muggenthaler über Gabriel von Max: “Die Bilder sind “peinlich” in dem Sinne, daß sie den Betrachter peinigen…. Der Eindruck der Falschheit, der bei der Betrachtung der Bilder befremden kann, steht in seltsamen Kontrast zu der klaren Aufforderung,…