Johannes Meinhardt
In the Middle of Affairs
»Aesthetics of Distribution«
Künstlerhaus Stuttgart, 1.10.2010 – 31.10.2010
Das Emblem dieser Ausstellung des Künstlerhauses Stuttgart könnte jenes Foto sein, das einen Blick in die Wohnung des Sammlers Ghislain Mollet-Viéville erlaubt; in diesem Foto fällt der Blick auf den Sammler, der vor einer Textarbeit (von Joseph Kosuth?) an der Wand auf einer Edelstahlbank sitzt. Diese Edelstahlbank sieht aus wie eine Arbeit von Sol LeWitt; und diese Ähnlichkeit drängt sich massiv auf, wenn der Blickpunkt in den Nebenraum zurückweicht und zum einen den Ausschnitt des Fotos durch eine große Öffnung im Raum, eine frühere Doppeltür, begrenzt sieht, zum anderen aber im Vordergrund, also vor der Öffnung auf den Raum hin, eine große Arbeit von Sol LeWitt in demselben Material und mit vergleichbaren Maßen vorfindet. Das Foto, das diesen zurückliegenden Blick festgehalten hat, wurde 1985 von Louise Lawler gemacht und mit dem Titel „Paris. New York. Rome. Tokyo“ versehen. Louise Lawler hat ihrerseits viele ihrer Fotos mit Titeln versehen, in denen die Sammler als Autoren der Konstellation von Kunstwerken, die sie arrangiert haben, benannt werden. So könnte dieses Foto auch heißen: „Arranged by Mr. Ghislain Mollet-Viéville“.
Der Sammler Ghislain Mollet-Viéville war jedoch ebenso Galerist, der seine Wohnung als Galerie benützte; daneben stellte er sie für Modefotografie zur Verfügung, bei der die Kunst dann als Dekor funktionierte. Die Kunstwerke in seiner Wohnung/Galerie waren so, abhängig von der jeweiligen Funktion der Wohnung, dekorativer und kultureller Hintergrund; für den Sammler Objekte von ökonomischem und Statuswert; für den Galeristen Luxusgüter, die auf einem…