Johannes Brus
Als Bildhauer ist Johannes Brus ausgebildet, und eine Überlegung aus diesem Bereich künstlerischer Tätigkeit lieferte auch die Initialzündung für seine ersten Fotografien zu Beginn der 70er Jahre. Er fotografierte Gegenstände, die er für seine Skulpturen benötigte, aus verschiedenen Blickwinkeln. Mit Hilfe der Kamera realisierte er, was angesichts von Skulpturen weniger der Schöpfer als der Betrachter zu tun pflegt: sich dem Objekt von verschiedenen Seiten anzunähern, um seine »wahre« Gestalt in einer Art dynamischen Wahrnehmungsprozesses zu erfahren. Brus legt Wert darauf, nicht als professioneller Fotograf angesehen zu werden. So verschob sich auch alsbald sein Interesse vom bloßen Abbilden zum chemischen Entwicklungsvorgang. Gerade seine dilettantische Handhabung der chemikalischen Ingredienzen eröffnete ihm den Blick auf bislang nicht gesehene Bildwirkungen, und er erhöhte den ästhetischen Reiz der – gemessen an den Vorstellungen der berufsmäßig betriebenen Fotografie – mißglückten Abzüge noch durch Eingriffe und Ergänzungen der Malerhand. Seine Arbeitsweise beschrieb er unter dem Titel »Dem Profi stehen die Haare zu Berge« mit kurzen, »hingefetzten« Sätzen, in denen sich umgekehrt die »Struktur« seiner Bilder spiegelt: »Fotos scharf oder unscharf abziehen; Flecken entstehen lassen durch unsauberes Arbeiten: Staub drauf lassen und fixieren; mit dem Schwamm entwickeln; niemals Zwischenbäder benutzen; lieber schlechten Entwickler benutzen als guten; solarisieren, manipulieren, interpretieren; zweimal belichten und Fotopapier dazwischen verrutschen lassen; Fotos auseinanderschneiden, Schnippsel verlieren und wieder zusammenkleben, Federn und Lack verarbeiten darauf …« Kategorien wie »Abbildungstreue« sind dem Künstler gleichgültig – im Gegenteil, sie fordern ihn heraus. An ihre Stelle setzt er das ungebundene bildnerische Schaffen mit den verfügbaren Mitteln der…