Jörg Laue / Lose Combo
„Kontextverschiebungen, Entwendungen und Transmediale Prozesse finden dauernd statt“
Ein Gespräch von Sven Drühl
Jörg Laue hat in den 90er Jahren in Gießen am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft studiert, wo die Postdramatik über Lehrer wie Andrzej Wirth oder Robert Wilson wichtiger Impulsgeber war. Studienkolleg*innen dieser Zeit gründeten dann Kollektive wie She She Pop, Gob Squad, Rimini Protokoll und es gab Regie-Persönlichkeiten wie René Pollesch und Hans-Werner Kroesinger, die es allesamt in den erweiterten Theaterkontext zog, um dort die Grenzen von dem, was man unter Theater verstand, auszuloten. Laues Projekte der LOSE COMBO sind deutlich schwieriger zu verorten, sie changieren zwischen Kunst-Installation und theatraler Performance unter Verwendung von Text, Sound, Live-Musik und Videofragmenten.
SD Du bist mit deinem künstlerischen Ansatz von Beginn an deutlich interdisziplinärer ausgerichtet gewesen als die anderen Vertreter*innen der sogenannten Gießener Schule. Als künstlerisches Mastermind der LOSE COMBO, die letztes Jahr 30-jähriges Bestehen feierte, gehörst Du meiner Meinung nach konzeptuell dennoch sehr klar in den Kontext der Postmoderne. Du widmest Dich schweren und großen Themen, aber nimmst dabei Bezüge aus vielen unterschiedlichen Kontexten auf und verbindest sie. Würdest Du, ohne schon zu sehr in die Inhalte zu gehen, Deinen Ausgangspunkt auch in der Postmoderne sehen? Kannst du ein wenig von den Anfängen in Gießen berichten und was Dich dort bewegt hat?
JL Ja, sicher sehe ich da wesentliche Ausgangspunkte. Meine Zeit in Gießen, die Angewandte Theaterwissenschaft, ist für mich eng mit Dekonstruktion, Poststrukturalismus und dem ganzen Postmoderne-Diskurs verknüpft. Wahrscheinlich lassen sich bei allem, was ich…