Ann-Katrin Günzel
Joel Shapiro
»Aufgelöste Geometrie«
Museum Ludwig, Köln, 26.2. – 25.9.2011
Betritt man den großen Oberlichtsaal des Museum Ludwig in Köln, so hat man das Gefühl, mitten in einem Bild zu stehen, in welchem sich gerade die sorgfältig angelegte Geometrie eines längst verstorbenen russischen Avantgardisten aufzulösen beginnt. Stattdessen hat jedoch der in Deutschland bisher noch wenig bekannte amerikanische Bildhauer Joel Shapiro (*1941) seine neueste Arbeit hier installiert. Gelbe, grüne, blaue, orange, violette, rosa oder schwarze Formen erheben sich wie von einem starken Sturm durcheinander gewirbelt und schweben vom Boden zu den Lichtern in der Decke, streben über die schmale Treppe, die nach oben führt und weiter über das Geländer der Galerie. Insgesamt 14 monochrom gefasste Holzbretter in verschiedenen Größen erobern auf diese Weise den Raum. Trotz der straff gespannten Seile, mit denen die Bretter im Raum verspannt sind, erscheint die Installation flüchtig und schwerelos. Das mag daran liegen, dass die einzelnen Elemente so schmal und dünn sind, dass sie zeichenhaft linear wirken, nur einige wenige sind großflächig, doch auch diese vermitteln den Eindruck einer leichten Zweidimensionalität. Scheinbar mühelos und spielerisch treiben sie im Raum umher, die Neigung und das Kippen der Seiten sowie die Schräglage der einzelnen Teile verstärken das Gefühl einer dynamischen Bewegung, die von dem vermeintlichen Wirbel auszugehen scheint. Die haltenden Seile unterstreichen auf der einen Seite die Skizzenhaftigkeit des Werkes, da sie dem Ganzen den Eindruck einer ins Dreidimensionale versetzten Konstruktionszeichnung verleihen, zudem betonen sie aber auch die aufwärts strebende Bewegung der Arbeit, indem sie quasi als Kraftlinien…