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Ausstellungen: Köln · S. 305 - 306
Ausstellungen: Köln , 1988

Dieter Daniels
Joe Jones Solar Night Music

Performance und Installation Moltkerei, 9.-11.6.1988

Die Objekte und Instrumente von Joe Jones fordern ebensowenig eine Hinterfragung heraus wie eine Blume im Blumentopf. Ihre Funktion und Aussage ist von der größten Selbstverständlichkeit. Ohne jede Schwellenangst reizen sie sogleich zum Spiel, statt ihrem Publikum auf einem hohen Sockel zur Kontemplation gegenüberzustehen. Seit nunmehr circa 25 Jahren baut Joe Jones mechanische Musikinstrumente, bis hin zu ganzen Orchestern, in ähnlichen, aber doch immer anderen Versionen. Dabei sind diese aber nicht zu stereotypen Serienprodukten verkommen, Joe Jones ist kein “trademark”-Künstler. Wer ihn seine Instrumente bedienen sieht, spürt sofort, daß er sie seit 25 Jahren mit derselben Liebe anfertigt.

Das Zusammenspiel von Wiederholung und Variation ist ein Prinzip seines Werks. Als Sinnbild dafür erscheint eines seiner Editionsobjekte aus der Fluxus-Zeit, “Flux Music Box” von 1965. Ein ganz simples Ding, zwei Spieluhren, aus denen die meisten Töne ihrer Melodie entfernt wurden, montiert in einer Plastikschachtel. Die ebenso einfache wie philosophische Funktion: Wenn beide Spieluhren aufgezogen werden, fügen sich ihre einzelnen Töne zu einer neuen, ganz vom Zufall bestimmten Folge zusammen, und – wie die Wahrscheinlichkeitsrechnung zeigt – wird dabei niemals eine Melodie der anderen gleichen. Aus dem mechanischen Musik-Reproduktions-Gerät Spieluhr wird so ein kreatives Instrument, kreativ nach den Gesetzen des Zufalls. Aus der Wiederholung zweimal immer desselben wird eine unendliche Anzahl von Varianten.

Die Verknüpfung der ewigen Wiederholung mit der ständigen Variation nach den Regeln des Zufalls ist das Grundprinzip der Evolution, – dies lehrt uns die Biologie und Genetik. Die ewige Wiederholung ist…


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