Heinz Schütz
Jockel Heenes
Städtische Galerie Erlangen, 4. – 27.7.1986
Die Städtische Galerie Erlangen präsentierte die letzten Jahre immer wieder beachtenswerte Ausstellungen, ohne sich von der Lage im kulturellen Schatten der Zentren München und Nürnberg irritieren zu lassen. Eine der zeitgenössischen Skulptur gewidmete Ausstellung wurde nun mit Arbeiten von Jockel Heenes eröffnet, wobei deren raumbezogene Gesamtinszenierung durchaus die Grenzen der Gattung Skulptur sprengt. Die Dimension Zeit übernimmt dabei die Rolle des “Sprengstoffes”. Anders ausgedrückt: Das Statische traditioneller Skulptur wird hier dynamisiert, allerdings nicht die etwa in kinetischer Plastik über die Eigenbewegung der Objekte, sondern über die Bewegung des Betrachters. Da zwischen den einzelnen Arbeiten verschiedene Formen der Bezugnahme existieren, da sich eine auf den ersten Blick abgeschlossene Arbeit an anderer Stelle unvermutet fortsetzen kann, wird die unmittelbare physische Präsenz der einzelnen Arbeiten überschritten und das Ganze entfaltet sich im Bewußtsein des Betrachters als Prozeß.
Dem Skulpturenverständnis klassischer Moderne nahe stehen die Teile des 1983/84 entstandenen “Zeichenfeldes”. Doch auch hier – wie bei der Gesamtinszenierung -interagieren die einzelnen, für sich stehenden Elemente. Ihre von der vorgegebenen Örtlichkeit geprägte Anordnung formt gleichsam den Text einer körpergewordenen und ins Dreidimensionale gekehrten Schrift, deren archaisch anmutende Hieroglyphik sich der Begrifflichkeit heutiger Leser entzieht. Darüber hinaus wirken die Zeichen mit ihren Hohlkörpern aus Eisenblech wie Modelle zu architektonischen Monumentalzeichen.
Ein zweidimensionales Gegenstück findet das “Zeichenfeld” in den stereometrischen Aufrissen der “Remind marks” am Eingang zur Ausstellung. Als Erinnerungszeichen läßt sich auch das im ersten Raum hängende Grundrißmodell betrachten: es verweist auf das Vestibül, das der Ausstellungsbesucher bereits durchquert hat….