Jochen Gerz
‘Athabasca* 1st die Geschichte zweier Frauen, die, wie man sagt, durch die Hölle gingen. Gleichgültig was der Namen des Orts war – es 1st Ja oft so, dass man erst dann daran denkt etwas zu bezeichnen, wenn man die näheren Umstände schon vergessen hat – sie kamen zu einer Stelle, an der dicht nebeneinander die grösste Geschwindigkeit und die endloseste Langsamkeit vorkamen. Beides würde sich nicht ändern lassen, weder von ihnen, die in sicherer Distanz hinter einem Geländer das Geschehen verfolgten, noch von denen natürlich, die selbst zu dem was hier geschah gehörten und so als Teil des Anblicks Spielball waren. Auf der einen Seite konnten die beiden Betrachter, nicht ohne Beklommenheit, eine Beschleunigung der Materie erleben wie man sie sich atemloser und zwingender nicht vorstellen kann. Immer schneller zog es die sich anscheinend endlos erneuernde Masse zu dem Punkt, wo sie alles mit sich reissend in die lichtlose Tiefe stürzte. Der Lärm der verschwindenden Mengen war wie ein Aufschrei, der nicht aufhörte. In den beiden Frauen betäubte er alles, jedes Gefühl. Der blosse Anblick der Dunkelheit unier ihnen vereinte sie wie eine vielleicht zu späte Gemeinsamkeit. Als sie endlich loskamen davon, verliess sie- das Geräusch nicht, es änderte sich nur und war, ob laut oder leise, das gleiche, das sie schon immer, durch jedes frühere Geräusch hindurch gehört hatten. Etwas weiter unten kamen sie zu der anderen Stelle.
Obgleich nur wenige Schritte entfernt, bot der Ort das Bild des grossen. Kontrasts. Wer härte vermutet, dass überhaupt etwas beide verband?…