Joar Nango
„Mich interessiert die Idee des Gesamtkunstwerks“
Ein Gespräch von Ute Thon
Der diesjährige Kurt-Schwitters-Preisträger kommt aus Norwegen. Joar Nango (*1979) ist Architekt und Multimedia-Künstler. Als Angehöriger des Volks der Sámi beschäftigt er sich in seinen Arbeiten mit indigener Kultur, Nomadentum und samischer Architektur. 2017 schlug er im Rahmen der documenta 14 sein kommunikatives Nomadenlager mit Holz, Fell, Sound- und Food-Performances erst im Garten des Athener Konservatoriums und dann in Kassel im Glas-Pavillon an der Kurt- Schuhmacher-Straße auf. Letztes Jahr war er mit seiner mobilen Bibliothek zur Sámi-Kultur auf der Architektur-Biennale in Venedig zu Gast. Für seine Ausstellung im Sprengel-Museum entwickelt er gemeinsam mit einem Bootsbauer, befreundeten Künstler*innen, Denker*innen und Videofilmer*innen ein nomadisches Projekt, zu dem auch ein slowenischer Wald gehört. Das Gespräch fand im norwegischen Bodø statt, Europäische Kulturhauptstadt 2024, wo Nango mit einer großen Einzelschau vertreten war.
Ute Thon: Sie wurden mit dem Kurt-Schwitters-Preis ausgezeichnet, der mit einer Ausstellung im Sprengel Museum in Hannover einhergeht. Was haben Sie mit dem deutschen Dada-Künstler gemeinsam?
Joar Nango: Die Verbindung ist eigentlich sehr persönlich. Natürlich ist Kurt Schwitters eine wichtige Figur für die Entwicklung der modernen Kunst in Europa. Aber meine Verbindung begann, bevor ich viel über Kunst wusste. Mit 16 arbeitete ich als Guide im Fischereimuseum auf Hjertøya, einer kleinen Insel an der Westküste Norwegens. Dort gab es ein kleines Haus, das von einem seltsamen deutschen Künstler gebaut wurde, der ein paar Jahre auf der Insel gelebt hatte, um dem Nazi-Regime zu entkommen. Das war Kurt Schwitters. So wurde er…