KATHRIN LUZ
João Onofre
“Nothing will go wrong”
Museo do Chiado/Museu Nacional de Arte Contemporanea, Lissabon, 13.3. – 18.5.2003
Bedrohlich hört sich das Klackern seiner Krallen auf dem gepflegten Holzfußboden an, mit seinem Schnabel wütet er neugierig in allen ausliegenden Schriftstücken und bringt ihre Ordnung skrupellos durcheinander. Ein Geier im Atelier eines Künstlers, seinem eigenen Wüten und Walten überlassen? Der portugiesische Videokünstler und Goldsmith-Absolvent Joao Onofre (geb. 1976) ist der Regisseur dieses Szenarios, und der Geier sein Protagonist. Die Konsequenz seines Regiments besteht allerdings im gekonnten Gewährenlassen. Mächtig erhebt der Raubvogel denn auch immer wieder seine ausladenden Schwingen und durchmisst den Raum, hebt zum Fliegen an, um dann doch wieder an der räumlichen Begrenztheit zu scheitern. Der Geier, andernorts wichtiger Potentat im natürlichen Nahrungskreislauf, avanciert hier im für ihn artfremden Kontext zum Alter ego des Künstlers, der wie er vom “Aas der Toten” lebt, in dem “er sich immer wieder neu in den scheinbar unendlichen Werkzyklus der sich seit Jahrhunderten selbst reproduzierenden Kunst geschmeidig einfügt” (Ulrike Jagla-Blankenburg).
Der Videofilm mit dem Titel “Untitled (Vulture in the Studio)” ist demnach ein Selbstreflexivum in vielerlei Beziehung: Es bringt die Konditionen künstlerischer Existenz und Produktion ebenso zur (Bild-)Sprache wie die des Mediums selbst und seiner Geschichte. Dessen Anfänge liegen bekanntlich in der Performance und seiner Dokumentation. Genau darauf spielt Onofre in seiner präzisen und zugleich humorvollen Inszenierung an: Im exakt definierten räumlichen Koordinatensystem ist die Kamera fest fixiert. Ihre Linse ist das Nadelöhr, durch das die eigentliche Handlung den konkreten Raum passiert und in den semantischen…