Joannis Avramidis
Leopoldmuseum 19.05. – 04.09.2017
von Daniela Gregori
Als Werner Hofmann im September 2012 in der Antikenabteilung des Wiener Kunsthistorischen Museums eine Ausstellung mit Werken des 90-jährigen Joannis Avramidis eröffnete, mahnte er nachgerade, dies möge der Auftakt sein, „der Anstoß zu einer Retrospektive, die das Gesamtwerk des Bildhauers, Malers und Zeichners veranschaulicht“. Das hat dann doch noch fünf Jahre gedauert. Weder der Laudator noch der Künstler leben noch, doch immerhin konnte Avramidis die Einladung zur Ausstellung vor seinem Tod im letzten Jahr noch selbst annehmen.
1922 als Sohn griechischer Eltern im georgischen Batum geboren, kommt Avramidis über Umwege, von den Nationalsozialisten als Fremdarbeiter zwangsverpflichtet, 1943 nach Wien. Er wird bleiben und sollte es einen Zusammenhang zwischen Herkunft, einem bewegten Leben und diesem überaus statischen Werk geben, so ist es der Satz „Ich bin Hellene.“ Es ist ihm ein Bekenntnis zur Herkunft, biografisch wie geistig. Es kam demnach nicht von ungefähr, dass Avramidis oftmals im Kontext der Antike gesehen wurde. Derlei Identifikationen mit der griechischen Frühklassik, neben der einzig die Körperauffassung Piero della Francesc Vorbildwirkung hatte, schützten allzu gut vor der Schnelllebigkeit von Markt und Kunstbetrieb, denen er sich weitestgehend verweigerte: „Das Zeitlose hat immer seine Berechtigung und ist immer auch aktuell… was aber seine Berechtigung in der Aktualität sucht, erschöpft sich darin und bleibt wertlos.“
Avramidis indes übte sich in der Reduktion. Nicht vom Bildhauer Fritz Wotruba, der ihn mit einem Atelier während der Studienzeit förderte, sondern vom Maler Robin Christian Andersen wäre ihn gelehrt worden, zuallererst die Struktur, das dem Gegenstand…