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Ausstellungen: Hannover · von Michael Stoeber · S. 298 - 300
Ausstellungen: Hannover , 2011

Michael Stoeber
Joachim Koester

»Ich bin selbst nur ein Aufnahmeapparat«
Kestnergesellschaft, Hannover, 26.11.2010 – 6.2.2011

Wer die Arbeit auf Catherine Davids documenta 9 gesehen hat, wird sie schwerlich vergessen haben. „Pit Music“ (1996) von Joachim Koester ragte hervor aus der Armada der oft lehrhaften Werke als ein Beispiel dafür, dass konzeptuelle Kunst nicht nur intellektuell, sondern auch sinnlich sein kann. Jetzt erlebt sie in der hannoverschen Kestnergellschaft eine Neuaufführung. Das Institut zeigt sie und Werke des dänischen Künstlers aus den letzten sieben Jahren, denen „Pit Music“ in gewisser Weise den Boden bereitet hat. In der Arbeit lässt Koester 1996 in einer Kopenhagener Galerie vier junge Musikerinnen in einem Orchestergraben (engl.: pit) vor Publikum Schostakowitschs Streichquartett Nr. 8 spielen und das Ganze filmen. So fabelhaft konzentriert die Streicherinnen bei der Sache sind, so abgelenkt von sich, anderen und dem „Event“ agiert das Publikum. Aber die Diskrepanz von Produktions- und Rezeptionsverhalten ist nur ein Aspekt. Schostakowitsch komponierte sein Musikstück 1960 zu Ehren der Opfer von Krieg und Faschismus und versuchte – Adorno zufolge – das eigentlich Unmögliche: Nach Auschwitz Kunst zu schaffen, die dem Grauen des Holocaust gerecht wird. So anständig sich Schostakowitsch bei dem Unternehmen auch aus der Affäre zog, hat er doch nicht verhindern können, dass seine Musik bis heute immer wieder als Soundtrack für zweitrangige Horror Movies aus Hollywood eingesetzt wird.

Es sind solche Subtexte, die Joachim Koester als Themen seiner Kunst interessieren. Seine neuen Werken erforschen die dunklen Kräfte im Menschen. Wahnsinn und Rausch, Okkultismus und Obsession, das Verdrängte und Verborgene…



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