Frank Alexander Hettig
Jo Baer
Galerie Paul Andriesse, 2.6. – 30.6.1990
Die “Mitrealität” und die verschiedenen Beziehungen zwischen Elementen und Signalen, die durch Max Bense formuliert wurden, steht bei der Wissenschaftlerin/Künstlerin Jo Baer (Seattle, 1929) Pate. Die Ausstellung “paintings now and then”, stellt die Siebdruckserie “Cardinations” (1974), zwei Gemälde von 1975 aus ihrer minimalistischen und abstrakten Periode, dem neuesten figurativen Gemälde “At the back of the North Wind (Hang between 10″-11″/26-28 cm from the floor)” gegenüber. Ein Zusammenhang zwischen ihrer abstrakten Periode und ihren neueren Arbeiten mit gegenständlichen Abbildungen wird erst beim zweiten Blick deutlich.
“Cardinations”, ein erfundenes Wort, welches mit den Kardinalzahlen verbunden ist, zeigt die Zahlenreihe 1 bis 10 als abstrakte, nach Windrichtungen gedrehten Zeichen. Diese Zeichen stehen in einem Kreis wie in einem Kompaß. Aus der letzten Phase ihrer minimalistischen, abstrakten Periode, kurz bevor Jo Baer nicht mehr an die Utopie der Abstraktion und an ein idealistisches Weltbild glaubte, stammen die beiden Gemälde. Hierin sind die Formen schon nicht mehr bedeutungslos, sondern symbolisch. Bei dem beinahe objektartige Gemälde “V-Staminodius” (1975) – eine Zusammenziehung von V für Vertikal und einem lateinischen botanischen Namen – sind auch die Ränder bemalt. Die Entdeckung des Raumes wird hier erst durch die physische Bewegung des Betrachters deutlich. In Jo Baers figurative Periode nach 1975 wird der Raum durch die Bewegung und Veränderung innerhalb der Vorstellung untersucht. Das Verhältnis zwischen der Ordnung der Figuren und der Komplexität und die verschiedenen Beziehungen zwischen Elementen und Signalen kommt sowohl in ihrem noch abstrakten Gemälde “The old year”, mit…