Jimmie Durham
Es geht nicht um mich, es geht um uns alle
Ein Gespräch mit dem Kaiserringträger der Stadt Goslar 2016
von Michael Stoeber
Jimmie Durham war zwei Mal Teilnehmer der Kasseler documenta und fünf Mal als Künstler zu Gast bei der Biennale in Venedig. Dieses Jahr hat er den renommierten Kaiserring erhalten, mit dem die Stadt Goslar seit 1975 bildende Künstler auszeichnet, die ästhetische Maßstäbe gesetzt und sich in ihrem Fach verdient gemacht haben. Durham wurde 1940 als „native American“ in Arkansas geboren. Seine Eltern waren Tscherokesen. Nach einem Kunststudium war er in den 1970er Jahren Direktor des „International Treaty Council for the American Indian Movement“ und setzte sich dafür ein, die staatenlosen indigenen Völker als stimmberechtigte Mitglieder in der UNO aufzunehmen. Auch wenn er 1979 desillusioniert von seinem Posten zurücktrat, bezeugen seine Texte, Skulpturen, Videos und Performanceauftritte, wie wichtig dem Künstler bis heute die indigenen Kulturen sind. Ihre von Spiritualität, Respekt vor der Natur und Gemeinschaftssinn getragene Lebensweisen stellen für ihn allemal eine Alternative dar zur rücksichtslosen, egozentrischen und vereinzelten Existenz der meisten Menschen in den Nationalstaaten des Spätkapitalismus. Das zeigt sich auch in den Werken, die Durham für seine Ausstellung in Goslar geschaffen hat. Vor allem, wenn er sich dabei als Künstler mit der Geschichte der Hexen auseinandersetzt, für die der Harz berühmt ist. Man denke nur an die Walpurgisnacht in Goethes „Faust“. Weil die Hexen durch ihre Kenntnisse der Naturmedizin und der Heilkunst scheinbar Wunder zu wirken wussten, wurden sie verehrt, aber auch gefürchtet. Da die Kirche das…