Michael Nungesser
Jimmie Durham
»Zeichnungen«
Daadgalerie, Berlin, 14.11. – 30.12.1998
Jimmie Durham, geboren 1940 in Washington, Arkansas, zählt zu den “wichtigen Künstlern des späten 20. Jahrhunderts” (so lautet das Auswahlkriterium für eine im Londoner Phaidon-Verlag erscheinende Buchreihe über zeitgenössische Künstler, in die Durham mit einer Monographie aufgenommen wurde). Durham begann mit skulpturalen Arbeiten und Performances und lebte Anfang der siebziger Jahre in Genf, wo er kurzzeitig die Kunstakademie besuchte. Als Cherokee widmete er sich von 1973 bis 1980 aktiv der American Indian Movement; von 1975-79 war er Executive Director des International Indian Treaty Council in New York. Danach kehrte er zu künstlerischer Arbeit zurück, ohne seine gesellschaftskritische Haltung aufzugeben. Als Installations- und Objektkünstler wurde er zur documenta IX und zur Whitney-Biennale eingeladen. Er ist auch schriftstellerisch sowie verlegerisch tätig. Im letzten Jahr lebte er als daad-Stipendiat in Berlin. Die Ergebnisse seines Aufenthaltes waren in der daad-galerie unter dem Titel “Zeichnungen” zu sehen.
Für Durham gibt es keine Autonomie der Kunst: “I don’t want art to be separated from other parts of life, and I also don’t want science to be separated from other parts of life.” Durham ist vor allem durch raumgreifende Objekt-Collagen aus Alltagsgegenständen bekannt geworden. Doch diese Erwartungshaltung wurde durch die Berliner Ausstellung nicht eingelöst; sie wurde nicht enttäuscht, sondern unterlaufen. Durham konzentrierte sich auf das Medium Zeichnung, ergänzt durch Worte und begleitet von einem Buch, das als Teil der Schau zu verstehen ist. Das spröde, ja karge Ambiente aus Arbeiten auf Papier wirkte irritierend verloren und verschlossen. Ohne Hintergrundinformationen von…