Andreas Denk
Jill Scott: »Machinedreams«
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 16. 9. – 13. 11.1994
Zwischen Traum und Kritik pendelt Jill Scotts (geb.1952) dreiteilige Installation “Machinedreams” (1990-1994): Im Zentrum des fast finsteren Videoraums der Bundeskunsthalle steht ein touch-screen-Pult, das in insgesamt sechzehn dreidimensional angelegten Computeranimationen Determinanten weiblichen Lebens thematisiert. Scott hat die Architektur, das Wohnen und das Design, Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten unter die Lupe genommen und für je vier verschiedene Zeitstellungen (die Zeit um 1900, die dreißiger, die sechziger und die neunziger Jahre) ein “typisches” Bild ausgewählt, das jeweils in einem kurzen Spot als Kamerafahrt durch einen Raum erlebbar wird. Der Besucher kann mit kurzer Berührung des entsprechenden Feldes auf dem Bildschirmpult das Thema und die Zeitstufe wählen und so nach und nach eine kurze Geschichte (haus)fraulichen Lebens erkunden. Ein Rundgang durch ein sorgsam ausgestattetes Jugendstil-Wohnzimmer offeriert ebenso wie das kunstvoll arrangierte Ambiente einer Wohnung der sechziger Jahre einen “Traum” heiler und perfekter Welt. Eine Autofahrt oder ein Flug, ein Küchenmixgerät oder ein Telefon werden zu Kulturindikatoren, deren teilweise ironische Inszenierung im Spot die übliche Verbindlichkeit und Vertrautheit in Frage stellt.
Der Zug zur Selbstironie wird auch im zweiten Teil der Installation deutlich, bei dem vier mit Vulkanasche bedeckte Haushaltsmaschinen vier blassen, computermanipulierten Photographien gegenübergestellt sind, die die australische Künstlerin, die derzeit als Gastprofessorin für Computeranimation und interaktive Kunst an der Hochschule der Künste Saar und am Medienmuseum in Karlsruhe arbeitet, als Näherin, Sekretärin, Köchin und Empfangsdame und somit als Stellvertreterin klassischer “weiblicher” Tätigkeitsbereiche zeigen. Dieser Teil wiederum wird kommentiert durch…